Vier Tage und Nächte unterwegs
Horn Island Australien nach Debut, Kai Inseln, Süd Molukken, Indonesien, 650sm
17. Juli 2017
Der Ankerplatz vor der Horn Island war immer noch gut besetzt. Viele der rund 40 Boote der Rally waren noch vor Ort aber seit zwei Tagen gab es jeden Tag Schiffe die zur Überfahrt nach Indonesien ansetzten. Uns hatte auch das Aufbruch-Fieber gepackt! Nach dem Wetter und Route-Check, wollten wir eigentlich einen Tag früher als geplant lossegeln, schien es doch, dass wir auf diese Weise zu Ende des Trips eine Flaute umgehen könnten. Aber wir erfuhren durch Zufall von anderen Seglern, dass es verboten ist, vor dem bei der Grenzpolizei abgemachten Ausreisedatum das Land zu verlassen. So mussten wir wohl oder übel halt noch einen Tag mit der Abreise zuwarten! Dieses Gebiet zwischen Papua Neuguinea wird von der Australischen Grenzpolizei sehr gut überwacht und viele der Rallyboote wurden nochmals per Funk aufgerufen, wir wollten keinen Ärger.
Am frühen Montagmorgen, der 17. Juli waren wir bereit für wieder einmal einen längeren Turn und freuten uns darauf! Wir hatten bei der Ausfahrt von den Inseln weg, gerade noch für gute zwei drei Stunden die Strömung mit uns und so gestaltete sich die Ausfahrt mit den anderen zwei Booten interessant. Es gab immer etwas zu schauen. Die beiden anderen Boote konnten wir noch bis in die Nacht verfolgen. Ein neues kam dazu, eines das direkt von «Port Moresby» Papua Neuguinea, gefahren ist. Wir hatten einen netten Chat über Funk mit ihnen.
Nach und nach wurden die Wellen grösser am ersten Tag. Wir waren dies nicht mehr gewohnt, wir waren alle ein wenig schlapp und die Bootsbewegungen nahmen unsere ganze Energie, jedenfalls uns Frauen! Der erste Schichtwechsel um Mitternacht in der ersten Nacht stand unter einem besonderen Anlass: Kims Geburtstag! So planten wir, ihn kurz ins Bett gehen zu lassen und ihn dann zwanzig Minuten später mit frischen Pancakes, Kerzenlicht und ein «Happy Birthday» zu überraschen! Es war ein herrliches Mitternachtsessen – warme Pancakes mit frischen Apfelstückchen und Honigrahm! Danach waren wir alle fit, die einen fürs Bett und die anderen für die Nachtwache!
Die erste Nachtwache gestaltete sich dann auch relativ spannend. Nicht wegen dem Wind oder Wetter, nein, der Wind war perfekt und regelmässig, sondern wegen den Fischerbooten. Es gab zu beiden Seiten von uns starke Lichter am Horizont welche aber sich nicht bewegten. Irgend einmal später habe ich auf meiner Wache dann ein solches, «gespenstisches» Schiff mit etwa zwei Meilen Distanz überholt. Das Boot sah abenteuerlich aus, ganz und gar ungewohnt und war mit so starken Lampen bestückt, dass wir davon selbst wie ein Gespensterschiff angeleuchtet wurden. Ich war froh als wir das Boot passiert hatten und keines der Lichter mehr auf unserem Kurs war. Wir wählten unseren Kurs ziemlich weit nördlich, dem Festland von Papua Neuguinea nahe. So wie es am nächsten Tag schien, war dies eine gute Entscheidung. Viele andere Schiffe fuhren weiter südlich und gerieten so voll in die Fischereizone. Keines dieser lokalen Fischerboote hat «AiS» und können nicht auf dem Plotter gesehen werden. Über Funk hörten wir dann am nächsten Tag dass zwei der Rally Boote sich in Fischernetzen gefangen hatten. Das ist übel. Glücklicherweise kamen dann beide wieder frei, so wie wir wissen, und sie konnten die Reise fortsetzen.
Das Meer ist auf unserer Strecke zwischen Papua Neuguinea und Australien überall sehr seicht, das war interessant. Wir fuhren die ersten drei Tage meistens über die geringe Wassertiefe von nur 25m, manchmal sogar nur 10m, was erstaunlich ist. So war die Farbe des Wassers immer grünlich und nicht tiefblau. Erst am dritten Tag kamen wir in tieferes Gewässer, also aus der Gefahr von Untiefen, heraus.
Mit der Strömung mit uns machen wir einen Rekordspeed!
Ausfahrt von der Thursday Island
Geburtstag!
Ein kleiner Zwischenfall mit einer Portion Glück
Die Tage waren entspannt. Nach einem Tag hatten wir uns auch wieder an die Schiffsbewegungen gewöhnt. Es wurde gekocht, gebacken und gegessen auf der Elas! Die Schule kam auch nicht zu kurz. Bei diesem Turn hatten wir wieder unheimliches Glück mit dem Wetter. Der Wind blies die ganzen Reisetage stetig mit 15 – 25 Knoten. Eigentlich hätten wir in Regenwetter kommen sollen – wir freuten uns alle schon auf eine ausgiebige Regendusche, doch der blieb bis auf eine teilweise starke Bewölkung, aus. Die Nächte waren dunkel. Beim Ausblick in die dunkle Umgebung der Nacht, spürt man die Kraft und das Gewicht unseres wunderbaren Bootes, wie es sich durchs Wasser und durch die Wellen bewegt. Es überkommt mich ein fantastisches Gefühl von Faszination, Staunen und Dankbarkeit, wie wir in diesem Gefährt ein so gemütliches Leben führen können und zugleich über die Weite des Meeres reisen. Es ist wunderbar.
In der Zeit meiner Nachtwache des zweiten Reisetages gab es einen Zwischenfall aber wir konnten glücklicherweise ein Übel abwenden: Beim Segelreffen (verkleinern) bemerkte ich, dass es sich nicht mehr Bewegen lässt und die Schoten unter grossem Druck standen, wenn ich es versuchte. Ich musste Kim aus seinem verdienten Schlaf holen! Beide mit Rettungswesten, Taschenlampen und Werkzeug bewaffnet, kletterten wir zum Bug und Kim begann die Rollvorrichtung vom Genua Segel weg zuschrauben. Er hatte den Fehler erkannt, es war ein fehlender Splint von einem Bolzen und der Bolzen kam halb heraus. An diesem Bolzen blieb dann glücklicherweise das Schot (Seil) hängen und dadurch bemerkten wir überhaupt etwas. Wir wollten uns nicht vorstellen, was gewesen wäre, wenn der Bolzen ganz heraus gefallen wäre. Aber den Bolzen wieder hinein zu kriegen war sowieso noch eine andere Sache. Er war zu hoch gerutscht und konnte beim zweiten Loch nicht heraus geschlagen werden. Kim begann den Vorstag mit zwei Schraubenziehern zu lockern und wir wurden dabei – wie könnte es auch anders sein in einer Krisensituation – von einem heftigen Regenguss heimgesucht. Aber es ist so tropisch warm, dass uns dies wenig kümmerte! Als der Vorstag dann so stark gelöst war, dass er mit dem aufgerollten Segel schlaff durchhing, gab es einen Punkt wo der Bolzen wieder an seinen angestammten Platz sprang. Er konnte nun nur noch ganz hinein gehämmert werden und wieder mit einem Splinten gesichert. Wir hatten es geschafft! Aber die Frage blieb, wie kann es sein, dass diese kleinen Metallsplinte, auf denen kein Druck lastet, brechen und herausfallen? Wir werden daraus nicht schlau, aber wir wissen, dass wir diese kleinen und wichtigen Teile einfach immer kontrollieren müssen.
Indonesien, Kei Inseln
Unser Ankommen und der fulminante Start mit vielen Eindrücken in einem neuen Land
21. 7. 2017
Unsere Beobachtungen von den Fischerbooten taten wir nun auch tagsüber. Wenn die Fischerboote, die wir hier in der Nacht sahen, abenteuerlich aussahen, so sahen sie am Tag noch abenteuerlicher aus! An diesen Gefährten konnten wir unsere Reise zum Asiatischen Kontinent erkennen!
Wir erreichten die Kai Inseln und unseren Rally-Ankerplatz in Debut morgens um zehn Uhr. Es waren schon ein paar Boote vor Anker und einige vor und hinter uns. Es herrschte reger Funkverkehr wobei auch von Riffen gewarnt wurde, auf ein welches bereits schon ein grosser Motorsegler, die «Wakanui» gefahren war. Wir waren alarmiert, aber mit unserem genialen Werkzeug, der App «Ovital Map», welches Satellitenbilder abspeichern, konnten wir die Riffe beim genauen Betrachten erkennen. Kurz darauf hatten wir für uns einen Platz zum Ankern gefunden. Der Himmel war grau und es hing der erwartete Regen in der Luft. Wir waren angekommen!
Schon bald darauf entdeckten wir dunkle, lange und schmale Holzkanus mit einem lauten Knattermotor mit «Officials» darauf zwischen den Booten umherfahren. Also kamen die Behörden – es sind immer drei bis vier Verschiedene; die Quarantäne, die Zollbehörden und die Einwanderungsbehörde, zu unserem Schiff. Gleichzeitig war unser Hafen gespickt von weiteren kleineren Holzkanus mit lauter dunklen Kindern drauf, die lustig und lautstark Begegnung mit uns Yachties machen wollten. Einige der Boote schienen besonders Attraktiv zu sein, wie sich später herausstellte, sprach eine der Seglerinnen darauf Indonesisch, das war natürlich super! Ich selber fühlte mich noch ein wenig benommen von der Reise und der neuen Umgebung! Die Behörden kamen nacheinander zu uns auf Boot und erledigten ihren Job. Wir hatten Glück, es wurde alles am selben Tag abgewickelt und wir konnten am Tag darauf bereits ans Land und sollten morgens um 11h nur noch ein Formular unterzeichnen.
Beim Anlanden mit dem Dinghy wurden wir von einer ganzen Herde Kinder begrüsst, die dicht beieinander auf der Hafenmauer standen und uns zuriefen und anlachten! Unser Beiboot wurde in Gewahrsam genommen und von ihnen festgemacht. Es war ein buntes Treiben beim kleinen Hafen von «Debut», die Einheimischen waren zugegen um zu beobachteten was da so abgeht. Unterdessen sind nämlich viele der rund sechzig Rallyboote in der Bucht angekommen und so wie wir, auch zum ersten Mal an Land. Wie wir feststellen konnten, war ein Openair Büro eingerichtet worden, um die restlichen Formalitäten abzuwickeln. Zudem waren Leute vor Ort die vom Touristenbüro angestellt worden waren und uns als Führer dienen sollten. Es war eine geschäftige Sache da an Land. Wir hatten noch keine Indonesische Rupien und organisierten uns eine Fahrt mit dem Taxi in die nächstgelegene Stadt «Langgur».
Der kleine Hafen von Debut, Kai Inseln
Die Einwanderungsbehörde kommt zum Boot für das Einklarieren
Wir bekommen die ersten der typischen Boote von Indonesien zu Gesicht
Das Freiluftbüro der Einwanderungsbehörde, wir bekommen unsere Pässe zurück
Und alle wollen Selfies mit den Girls!
Die Leute freuen sich uns zu begrüssen
Wir freuen uns auch über die so viel Fröhlichkeit ausstrahlenden Menschen!
Erste Begegnungen mit Land und Leute
22. Juli 2017
Die Reaktionen der Menschen auf uns, hier in Indonesien, waren aussergewöhnlich! Wir bekamen so viel Aufmerksamkeit und Interesse, dass es einem vorkam, als wären wir Könige, was wir ja definitiv nicht sind! Der Renner waren «Selfies» mit uns. Viele zückten ihre Handys und wollten uns mit ihnen auf dem Bild haben, vor allem Neele mit ihren langen blonden Haaren musste sich zehnfach für ein Foto hinstellen! Wir sind auf unserer Reise vielen Völkern begegnet, scheuen Menschen, aufdringlichen und solchen, die einem gar nicht registrieren, doch diese Freundlichkeit und das grosse Lachen auf den Gesichtern der Menschen in Indonesien, das war schon etwas ganz besonderes für uns. Schwierig war nur die Sprachbarriere, Indonesisch tönt für uns noch völlig unbekannt und nur ganz wenige sprechen Englisch.
«Debut» liegt auf einer der südlichen Molukken (Gewürzinsel) und ist ein kleines Dorf. Genauer gesagt ist es eines der drei dicht neben einander liegenden Dörfern die sich jeweils durch die Religion unterscheiden. In Debut ist der Christliche Glaube praktiziert und in den zwei anderen gilt der Islam, doch die beiden verschieden Religionen werden in der heutigen Zeit friedlich nebeneinander gelebt. Die «Kai Inseln» sind zwei Inseln die wie ein Schmetterling nebeneinander liegen. In der Mitte im nördlichen Fjord liegt die Hauptstadt «Tual». Debut liegt auf der Westseite der Westlichen Insel, auch neben einem Fjord.
Die drei kleinen Dörfer sind hübsch. Viele gepflegte Häuser mit farbigen Wänden und Blumentöpfen davor, kleine Gärten und Unterstände wo die Kinder spielen oder die Erwachsenen ein Nickerchen machen. Die Häuser sind nicht gross und liegen beidseitig dicht nebeneinander an der schmalen Strasse. Und überall werden wir freudig begrüsst, es wird gewinkt und gelacht, gerufen und gekichert!
In Langurr auf Kai
Fishmarket in Langgur
Drama um Drama bei den Rally Teilnehmern
Neben all den neuen Eindrücken von Land und Leuten in Indonesien, gab es noch eine andere Prägung nach unserer Ankunft: All die uns zu Ohren kommenden, aufregenden, bestürzenden und schockierenden Dramen bei der Überfahrt und auch am Ankerplatz von den anderen Booten. Natürlicherweise kommen bei vielen Booten auch viele Geschichten zusammen, doch das ändert nichts an unserer Bestürzung und auch der Befürchtung, dass es auch uns treffen kann…
Die ersten Informationen über ein Boot das die Rettungseinheiten angefordert hatte, kamen noch unterwegs auf dem Weg nach Debut. Das Boot «Scottfree» war in ein Fischernetz gefahren und kam lange nicht frei, war manövrierunfähig. Wir hörten auch von «Taka Oa», dass sie über Netze gefahren seien. Nach unserem Ankommen mussten wir feststellen, dass wir wohl eines der wenigen Boote waren, die Glück hatten und kein Netz überfahren hatten! Die Geschichten kamen nach und nach: «Por Dos», ein Katamaran besetzt von einem Paar, überfuhr auch ein Netz und der Mann stürzte beim Versuch das Netz von dem Rumpf zu befreien, bei Nacht und hohem Wellengang ins Wasser, wobei er sich selbst im Netz verhakte und erst nach einer halben Stunde wieder freikam. Was muss das für eine schockierende Situation sein, für den Mann im Wasser und für die Frau an Deck…Glücklicherweise schafften es die Beiden.
Weniger Glück und ein langes Ausharren auf dem Meer hatte das türkische Boot «Balcil», welches auch eine (neuere) Beneteau ist und welches wir schon in Fiji gesehen hatten. Sie verloren ihr Ruder, wohl auch weil sie über ein Fischernetz gefahren waren. Das türkische Paar schaffte es mit Leinen die als Steuerung dienten und einer geringen Geschwindigkeit in die richtige Richtung zu fahren. Die Kommunikation ging mit den Unterstützer ging übers Satellitentelefon. Am Tag wo wir schon zur nächsten Destination aufbrachen, kam das Boot im Schlepptau in der Ankerbucht bei Debut an.
Das waren wohl die zwei schlimmsten Ereignisse. Doch auch am Ankerplatz gingen die Aufregungen weiter. Wir waren am Empfangsanlass am Land und es kommt die Meldung von einem driftenden Katamaran, der auf dem Weg war, einen anderen Katamaran zu treffen. Oder am nächsten Abend, beim Infoanlass in der Stadt, eine halbe Stunde Autofahrt vom Hafen entfernt, wieder eine Meldung ein Boot sei am driften und dann die Segler aufgebracht davon eilen zu sehen, das geht schon ein wenig an die Nerven! Am nächsten Tag kommt über Funk die Meldung, ein Ketsch brauche sofort Hilfe, weil er auf ein Riff aufgelaufen war. Er kam ohne Schaden wieder weg… Dama ohne Ende, wie es scheint. Und zu guter Letzt nochmals eine Meldung von dem Boot eines Einhandseglers mit einer jungen Frau als Crew, der «Lara 2», sie wurde lange vermisst und sie sei nun auf ein Riff aufgelaufen, gefunden worden… Was aus ihr geworden ist, wissen wir zur Zeit noch nicht…
Wie gesagt – so viele Boote wie es sind, so viele Ereignisse können sich kumulieren. Wir hoffen nun, dass sich die Hektik um uns wieder legt und wir alle entspannt die Zeit in Indonesien geniessen können!
Einer der schönen Sandstrände der Kai Inseln auf unserem Tagesausflug
Waschen, Kai Island
Bootsbau in Debut, Kai Island
Die christliche Kirche existiert in Debut neben dem Islam
Brotlieferung
In Debut, die Häuser sind schön gepflegt
Beim Hafen von Debut
Die «berühmteste» Strasse zum Hafen in Debut, alle Wege führen hier durch!
Debut ist ein hübsches Dorf mit freundlichen Menschen. Nicht viele Touristen hier und fast niemand spricht Englisch
Der Schatz von Debut – Die Tropfsteinhöhle mit dem klaren, frischen Süsswasser!
Es wird viel für uns getan – Indonesien heisst uns willkommen!
24. 7. 2017
Indonesien ist ein Viel-Inselstaat mit einer sehr dichten Bevölkerung. Die Bürokratie für die Einreise mit den Boot ist aufwändig und kompliziert, das ist einer der Hauptgründe warum viele Segler mit einer Rally nach Indonesien kommen. (Die Bürokratie ist sogar mit der Rally immer noch aufwändig und kompliziert, zum Beispiel bekommen wir ein Visa mit einer Aufenthaltserlaubnis für sechzig Tage. Danach muss die Aufenthaltserlaubnis für immer dreissig Tage wieder erneuert werden. Dazu muss der Pass abgegeben werden und das Prozedere kann bis zu einer Woche dauern.) Jetzt kommen in diesem Jahr eine Rekordzahl von ausländischen Seglern ins Land. Der Indonesische Tourismus Verband nimmt diesen Anlass als Werbung für das Land, und so wurde für uns ziemlich viel organisiert. Es gab eine Willkommenszeremonie wo viele der «Offiziellen» zugegen waren. Eine Tanzaufführung gab es zu sehen, viele Reden in Indonesisch und etwas kleines zu Essen. Am selben Tag am Abend war dann der Infoabend über unsere nächsten Destinationen in Indonesien. Wieder lange Reden aber danach wurden wir aber mit einem feinen Buffet mit indonesischen Speisen verwöhnt – gratis.
Am Tag darauf war das «Gala Dinner» am Strand. Die Kai Inseln sind berühmt für ihre wunderschönen, langen Sandstrände mit ganz feinem, hellgelbem Sand und klarem Wasser. An einem ebensolchen Strand wurden wir mit Bussen hingefahren. Der Strand haben die Einheimischen in eine Bühne verwandelt, es wurde gefeiert, getanzt und geschlemmt. Es war ein fantastischer Abend und die meisten Segler waren begeistert was ihnen da geboten wurde, wir jedenfalls waren überwältigt.
Die «Officials» bei dem Willkommensanlass
Indonesisches Stilleben
Ein traditionelles Lied von den Frauen gesungen
Einer der Traditionellen Tänze der Kei Inseln wird uns von den Kids gezeigt
Viel Aufmerksamkeit für den Chef den Indonesischen Tourismusverband, der beim Anlass zugegen war!
Wir kommen uns auch fast wie Filmstare vor – ein wenig ungewöhnlich fühlt es sich an!
Auch ein Schulbesuch war auf dem Programm, für beide Seiten sehr lehrreich und unterhaltsam!
In der Schule in Debut
Die Welcome Ceremony der Sail2Indonesia Rally fand an einem der schönen Strände statt. Wir wurden verwöhnt mit Speis und Trank und Musik und Tanz!
Traditioneller Tanz
Oppi war unsere Reiseleiterin und sie spricht fliessend Deutsch!
Die geschichtsträchtige und berühmte Gewürzinsel – die Banda Inselgruppe
Von Kai Island nach Banda Island, 95sm
Die Banda Inselgruppe liegt in der «Banda See» und besteht aus sieben grösseren und kleineren Inseln. Die Insel «Banda Naira» liegt angeschmiegt zwischen der 660m hohen, fast kreisrunden Vulkaninsel «Banda Api» mit dem 1988 letztmals ausgebrochenen Vulkan «Gunung Api» und der grösseren, leicht halbrunden Insel «Banda Besar». Dann gibt es ein paar Seemeilen entfernt noch drei weitere kleine Inseln von welchen die Insel «Run» die berühmteste ist, da die Holländer und die Engländer, welche Run besassen, sich im 16. Jh gegenseitig um die Besitzrechte bekriegten.
Unser Ankerplatz in Banda Naira
Die Kinder besuchten uns auf dem Boot!
Lenja (13 J) hat die traurige Geschichte von Banda Naira in der Kolonialzeit zusammengefasst:
Die Geschichte der Banda Inseln
Von Lenja Elin Kaufmann
Die Banda Inseln bestehen aus einer Gruppe naheliegenden, kleinen, tropischen Vulkaninseln im Osten von Indonesien. Wir ankerten im Kanal zwischen den zwei grösseren Inseln: Banda Naira und Banda Api. Diese Inseln haben eine lange und brutale Geschichte und sie gehören in der heutigen Zeit zu den interessantesten Orten Indonesiens. Es wachsen seit eh und je die beliebten Gewürze Muskatnuss und Nelken auf diesen Inseln. Zuallererst, noch im 12 Jh wurden von den Chinesen mit den Gewürzen Handel getrieben. Danach mischten sich die Araber in den Gewürzhandel ein. Lange Zeit, bis ins 16 Jh passierte nichts bis dann die Holländer 1599 die Inseln eroberten und einnahmen. Natürlich waren die Einheimischen nicht begeistert und kämpften bis aufs Blut, bis die Holländer wieder los segelten… aber nur um Verstärkung zu holen. Die Einheimischen hatten keine Chance mehr und weil sie sich trotzdem noch wehrten, wurden alle der Häuptlinge geköpft. Der Rest der Bevölkerung floh, wurde entweder auch getötet oder wurde versklavt. Die Bevölkerung schrumpfte von 15 000 Menschen auf knapp 1000. Viele Arbeiter aus Java oder anderen Inseln wurden nach Banda gebracht. Die heutige Bevölkerung sind alles Nachfahren der holländischen Sklaven.
Nun hatten die Holländer das Monopol des Gewürzhandels und machten ordentlich Geld. Denn früher waren Gewürze wie Muskatnuss und Nelken so kostbar, dass sie mit Gold zu vergleichen waren. Mit einem fünf Kilogramm Sack konnte man in London ein Haus kaufen. Doch auch die Engländer wollten einen Teil des Gewürzhandels kontrollieren und eroberten die Nachbarsinsel «Rhun». Doch den Holländern gefiel das überhaupt nicht und man kämpfte um die Insel. Schliesslich aber einigte man sich und die Engländer tauschten die Insel «Rhun» gegen eine Insel, die sie «New Amsterdam» auf «New York» umtauften. Vorher aber zerstörten sie alle Muskatbäume auf der Insel und nahmen einige mit nach Indien wo sie eine zweite Kolonie starteten. Die Holländer machten weiter Profit, aber heute zeugen nur noch Ruinen von herrschaftlichen Häusern, Friedhöfen und einem Fort, von der ehemaligen Besetzung der Holländer. Denn, nachdem auch die Franzosen anfingen Muskatnuss Plantagen in Afrika anzubauen, wurde 1873 das Monopol für beendet erklärt und geht damit als ein sehr dunkles Kapitel in der holländischen Geschichte der Kolonialzeit, ein. Heute gehört Banda wieder zu Indonesien und wird von Seglern, Touristen und Tauchern besucht. Auch ohne das Muskatnuss Monopol sind die Banda Inseln mit ihrem klaren Wasser, den kleinen Dörfern, der spannenden Geschichte und dem Vulkan, den man heute erklimmen kann, ein sehr schönes Fleckchen Erde.
Nutmeg Candy, in Zuckersirup eingelegtes Fruchtfleisch ergibt eine leckere Süssigkeit
Die Frucht der Muskatnuss
Allesamt viel Arbeit!
Muskatnuss, frisch vom Baum
Die traditionelle Sonnentrocknung, der Muskat befindet sich in der dunkelbraunen Schale!
Die geheime Zutat von Coca Cola: Der Macis, die getrocknete, rote Umhüllung (die Blüte) der Muskatnuss
Die Muskatbäume wachsen im Schatten der riesigen «Wild Almond» Bäumen, welche speziell dafür angepflanzt worden war. Die Mandeln werden geschält und getrocknet.
Die Nüsse des wilden Mandelbaumes
Unsere Ankunft und die ersten Eindrücke der Muskat Insel und wir sehen zum ersten Mal die Frucht des Muskat Baumes
Das Wasser um die Inselgruppe und auch zwischen den beiden Inseln «Banda Naira» und «Banda Api» ist unglaublich tief, keine Chance zum Ankern. So kam es, dass ein Teil der Rallyteilnehmer hinter Banda Naira, im glasklaren Wasser auf 20m Wassertiefe über Korallen ankerten, und ein anderer Teil, uns eingeschlossen, legten unsere Boote «römisch-katholisch», das heisst vorne fixiert mit dem Anker rückwärts zum Land, mit zwei langen Landleinen an Bäumen befestigt, an. Mit ca 15 Booten so nebeneinander festgemacht, sah die Gestade bald aus wie ein richtiger Hafen, ein einzigartiger Anblick für die Bandanesen! Wir genossen es sehr, so nahe am Ufer zu sein und auch neben den anderen Booten. Natürlich war es so sehr gesellig und es gab regen Kontakt.
Unseren ersten Spaziergang durch das Dorf «Banda Naira» mussten wir leider ohne Kim machen. Wie fast die Hälfte aller Rallyteilnehmer hatte er sich vom Essen beim Gala Dinner auf Kai einen Darminfekt zugezogen und lag energielos im Bett! Gleich ging es unserem Nachbarn Clarke auf «Our Reflections». So zogen wir Frauen alleine los, mit dem Ziel möglichst lange vom Boot fernzubleiben damit sich die Männer erholen konnten.
Der Ort bestand aus vielen schmalen Strassen mit vielen kleinen Ständen wo man entweder Kleider kaufen konnte, Esswaren oder Sonstiges. In einer Strasse gab es mehrfach die gleichen Sachen zu kaufen: Die berühmten Produkte der Muskatnuss wie zum Beispiel die Muskatnuss-Candy, die getrockneten Muskatnüsse, wilde Mandeln und noch andere spezielle Süssigkeiten. Wer weiss schon wie die Muskatnuss am Baum aussieht, wir hatten keine Ahnung! Die Frucht des Muskatnussbaumes ist hellgelb und fest mit einem senkrechten Spalt, wenn sie reif ist. Das Fruchtfleisch kann roh gegessen werden, ist aber extrem sauer und bitter zugleich! Aus dem Spalt erscheint dann die dunkelbraune Schale der Muskatnuss und diese ist mit einem roten Netz, dem Macis welches auch als Gewürz, im speziellen als die geheime Zutat von Coca Cola (!) verwendet wird. Bei all den Ständen gab es auch die dunkelbraunen, weichen Mandeln des «Wilden Mandelbaumes» zu kaufen. Diese stammen auch aus den Muskatplantagen. Diese, in riesige Höhen wachsenden Bäume wurden von den Holländern als Schattenspender für die kleineren und feineren Muskatbäumen gepflanzt. Die Nüsse werden alle vom Boden gesammelt, getrocknet, geöffnet und verkauft. Auch ein einzigartiges Gericht aus diesem Mandelmus und frittierten Auberginen entstand daraus und es ist einzigartig auf Banda Naira.
Unser Spaziergang führte uns auch zum holländischen «Fort Belcica», das in einem Fünfeck gebaut worden ist und heute unter dem «Unesco Weltkulturerbe» steht.
Markt in Banda Neira
Schulkinder auf Banda Naira
Die Geschichte und die Menschen heute, ein Lehrer, ein Hotelbesitzer und ein Touristenführer
2. August 2017
In den paar Tagen erfuhren wir viel über die Geschichte der Inseln, über die Muskatnuss und deren Anwendung als Gewürz in diversen Speisen. Wir erfuhren dass die Menschen noch heute gut von dem Anbau leben können, das heisst, wenn einer zwanzig Muskatnuss Bäume besitzt, hat er gut Geld. Doch der Anbau und die Verarbeitung verläuft wieder wie zu Zeiten vor den Holländern, welche die Produktion professionalisieren und zum Beispiel ein grosses Räucherhaus hatten, wo die Kerne mit Rauch getrocknet wurden. Heute liegen vor vielen Häusern die Nüsse auf einem Tuch zum Sonnentrocknen ausgelegt. Leider entsteht bei dieser Art der Trocknung auch ein gewisser Giftstoff, doch für die Bandanesen ist dies die traditionelle Weise der Trocknung. Jeden Tag werden die Bäume auf offene, gespaltene Früchte untersucht und diese werden dann mit einem speziellen Geflecht aus Bambus sorgfältig geerntet. Junge Bäume müssen sieben Jahre gewässert und gepflegt werden, bevor sie dann Früchte tragen. Für die Bandanesen ist also die Muskatnuss immer noch das wichtigste Gut zum Leben auf der Insel.
Viel von diesem Wissen erfuhren wir von unserem Führer, dessen Namen wir leider vergessen haben! Er führte uns auch zu seinem Haus auf dem Hügel, das er selber gebaut hat, mit selber geformten Ziegelsteinen. Der Eingang ist schon schmuckvoll fertiggestellt, doch der hintere Teil noch als Hütte im Rohbau.
Eine andere Begegnung war der Englisch Lehrer einer Privatschule. Dieser ist mit seinen Schülern enorm mit dem Thema «Abfall» engagiert. Er organisierte täglich Touren zu seinem Haus, wo die Segler mit den jugendlichen Schülern reden konnten. Zugleich durften die Schüler dann auch die Boote besuchen. Das riesige Problem mit dem, vor allem Plastikabfall, ist auf der kleinen Insel Banda Nair allgegenwärtig. Der Plastik liegt dicht am Boden verstreut, im Wasser und einfach überall. Dieser Lehrer versucht mit den Kindern Teillösungen zu finden in dem sie den Plastik aufsammeln und sie sensibilisieren. Doch das riesige Problem ist, dass der Plastik weder verbrannt wird, noch von der Insel gebracht wird, sondern nur verscharrt wird. Es gibt (noch) keine Lösung für die Abfallbeseitigung seitens der Indonesischen Regierung.
Abba ist wohl der erfolgreichste Geschäftsmann auf Banda Naira. Er ist der Besitzer eines wunderschönen, im Kolonialstil gebauten Hotels, wo internationale Gäste sich tummeln können, zudem gehört ihm noch ein weiteres Hotel im Dorf. Er ist ein Mann von Welt. Wir kamen bei einem seiner Gala Dinners in den Genuss der ausgezeichneten Küche!
Banda Naira war ein ganz besonderer Ort, mit einer besonderen Geschichte und einer freundlichen, friedlichen Gesellschaft!
Das Hotel Cilu Bintang versprüht den Charme der Kolonialzeit
Vor dem Gungung Api, vom schönen Hotel «Cilu Bintang» aus
Die Speisen werden vorgestellt
Buffet beim Gala Dinner in Cilu Bintang, die Speisen sind allsamt mit den Gewürzen und Früchten der Insel der gekocht
Auf dem Weg zum Haus des Englischlehrers (links) mit dem traditionellen Transportmittel!
Und immer und überall: Foto Foto!
Gungung Api, der Feuerberg – eine Vulkaninsel
Der heute schlafende Vulkan «Gungung Banda Api» war seit dem 15 Jh bis heute 22mal ausgebrochen, zum letzten Mal im Jahre 1988 wo die ganze Bevölkerung nach Ambon evakuiert wurde.
Wir hatten vor, frühmorgens loszuwandern, um diesen 666m hohen Vulkangipfel zu erklimmen. Wir hatten bereits von anderen gehört, wie anstrengend dies sein sollte, doch es übertraf all unsere Vorstellungen!
Der Aufstieg begann auf Meereshöhe und stieg – senkrecht, ohne jeglichen Zickzack- bis zur Spitze. Der Weg war eigentlich kein wirklicher Weg, sondern eine Kies-Rollbahn! Beim Aufstieg war jeder Schritt ein Wagnis abzurutschen und zurück zu schlittern! Jeder noch so feine Grashalm, Wurzeln oder Bäume mussten als Haltehilfe herhalten. Es war brütend heiss und die Moskitos umschwirrten uns! Je weiter oben wir waren, desto verrückter wurde der «Weg», dieser riss plötzlich ab und wir mussten uns einen neuen Weg suchen. Nach zwei Stunden durch das Dickicht des Regenwaldes emporsteigen, kamen wir auf die kahle Anhöhe des Gipfels und die Aussicht war überwältigend! Noch ein kurzes Stück freien Wanderns in luftiger Höhe bei Sonnenschein und wir kamen beim überhängenden Grat des Vulkankraters an! Nur auf allen Vieren getrauten wir uns über die Kante in den Krater zu blicken. Es war ein atemberaubender Anblick! Der Abstieg war dann nochmals eine Herausforderung für sich – am besten ging mit einer Mischung von Rutschen auf den Fusssohlen und dem Hosenboden! Oder man versuchte sich an langen Ästen hinunter zu hangeln. Es war so steil und rutschig und unsere Beine und Arme waren wie Gummi, als wir wieder auf Meereshöhe waren. Diese Wanderung wird in die Kategorie «Unvergesslich» eingehen!
Der Aufstieg war eine Herausforderung!
Der Weg führt auf Rollkies gerade nach oben
Die Insel Banda Naira
Aussicht nach unten!
Der Blick in den Krater