19. Marquesas

Marquesas Inseln
29. April – 21. Mai 2016

Ankunft in Atuona, Hiva Oa
Um rund sieben Uhr morgens sind wir vor dem Hafen in Atuona. Es ist ein kleiner Naturhafen in den einen Fluss mündet der von den steilen Bergen herunterkommt. Wir wissen aus unseren Büchern dass wir hier mit Heck- und Buganker festmachen müssen. Die Bucht ist recht eng und so finden mehr Boote Platz. Trotz der frühen Morgenstunde sind schon einige Segler wach, unter anderem auch Brian von «Blue Raven», die schon seit drei Tagen in der Bucht weilen. Und auch das Boot von Jonny und Deb, die «Laros» ist vor Anker. So werden wir munter begrüsst und es wird uns mit dem ausbringen des Heckankers geholfen, weil unser Schlauchboot liegt auch immer noch zusammengefaltet auf dem Deck. Eine halbe Stunde später sind aber die Crews der beiden uns bekannten Boote schon an Land versammelt: Sie haben eine Inseltour gebucht und die Fahrzeuge warteten auf sie. Doch noch kurz bekommen wir von ihnen die wichtigsten Infos, wo – was und wie zu kriegen ist. Wie immer beim Landfall: Wäsche, Wasser, Einkaufen, Internet…

Das Dorf liegt zwei bis drei Kilometer vom Hafen entfernt. Wir können gut per Anhalter da hin kommen, haben sie uns noch gesagt. Doch nach drei Wochen auf dem Po sitzen, finden wir es wunderbar die Beine vertreten zu können, wie wir da später im Sonnenschein Richtungen Atuona Dorf laufen… Und wir bewundern hingerissen die Umgebung die sich uns eröffnet. Die Insel ist üppig grün mit steilen Hängen. Palmen, Mangobäume, Hibiskus mit roten Blüten und Fangipanisträucher säumen unseren Weg. Es ist brütend heiss in der Mittagszeit. Am Ende der Bucht fliesst wie gesagt ein kleiner Fluss ins Meer. Wie wir da so wandern, führt der Weg über eine Brücke über diesen Fluss. Der Fluss ist gestaut so dass ein kleines Becken entstanden ist. Wie bietet sich das an, für eine kleine Abkühlung unterwegs! Wir finden es lustig und hüpfen da, mir nichts dir nichts rein und lassen die Autos an uns vorbeifahren. Welch ein Vergnügen, kühles Süsswasser! Nach dieser Erfrischung brachten wir die Strecke leicht hinter uns und schon bald sahen wir den Strand und die ersten Häuser von Atuona. Atuona ist ein kleines, sauberes Dorf. Mit ein zwei Cafés, Post, Läden und einem Supermarkt. Dann gab es noch einen halb gedeckten Platz  wo Feste, Rituale und Versammlungen abgehalten werden mit den traditionellen Steinfiguren und das Museum des französischen Impressionisten «Paul Gauguin» das wir natürlich besichtigten. So hatten wir schon bald einen guten Augenschein nehmen können, was wir in Atuona so alles bekommen können und setzten uns in eine lokale Take away Bar und tranken unser erstes «Südsee-Bier»! Und immer wieder ist es spannend, dabei die einheimische Bevölkerung wahrzunehmen. Die Marquesischen Menschen sind Maori. Die Männer haben traditionelle Tatoos und die Frauen typischerweise Blumen im Haar! Und es gibt nicht so viele Franzosen hier, wie wir angenommen hatten. Französisch Polynesien steht unter französischem Patronat, ist aber nicht französisches Staatsgebiet, wie wir später von einem der wenigen ausgewanderten Franzosen erfahren hatten. 

Am nächsten Tag trafen wir uns alle von den drei Booten im Hotel auf dem Berg. Das Thema war: Internet und Debs Geburtstag. In Hiva Oa war es recht schwierig irgendwo eine Internetverbindung zu kriegen und wenn man es bekommt, kostet es fünf Dollar die Stunde. Dort oben in dem netten Hotel mit Ausblick auf die Bucht und Swimmingpool, kostete es uns zehn Dollar für den Tag, also war das gar nicht übel, auf diese Weise unserere Mails abzuarbeiten und Kontakte zu pflegen! Immer wenn wir irgendwo an einem neuen Ort ankommen, braucht es seine Zeit, bis wir wieder wissen wo und wie wir was bekommen können. Unterdessen haben wir herausgefunden, dass es hier in Französisch Polynesien ein Lokales WiFi gibt, das man mit der Kreditkarte Stundenweise kaufen kann und das überall in den grösseren Orten empfangen werden kann. Natürlich ist es ein sehr langsames Netz das über Satellit empfangen wird, keine Chance für grössere Datenmengen herunterzuladen, doch es ist perfekt zum Mailen, Whatsapp oder auch zum übers Internet telefonieren.

 

Inseltour auf Hiva Oa und die Maorikultur
Am nächsten Tag hatten wir ein Auto gemietet. Von den anderen Booten wussten wir dass die Strassen ungeteert sind und dementsprechend war auch unser Mietwagen: Ein kleiner Suzuki 4WD. Es gibt nicht viele Strassen auf Hiva Oa, Eine führt gegen Norden und dann zweigt eine nach Westen und nach Osten ab. Wir fuhren auf den teilweise steilen, holperigen Naturstrassen bis ans östliche Ende der Insel. Dort gab es eine antike, heilige Stätte mit den typischen «Tikis», den 2000 jährigen Steinfiguren. Hier wurden Rituale gefeiert, geopfert und getanzt. Es war spannend, auf diesem Stück Erde herumzuwandern und die Steine genauer zu betrachten, ob man vielleicht noch etwas auf den zweiten Blick entdecken könnte: Teilweise hatte es auch Steine die sehr verwittert waren, die Gesichter waren darauf nur noch schwer erkennbar. Diese Kultur fasziniert mich, doch sie bleibt schleierhaft. Und es soll hier auch Kannibalismus gegeben haben, doch wer weiss, wie es wirklich war. Scheinbar sollen die Marquesas auch erst um Christi Geburt bevölkert worden sein, also eine noch gar nicht so alte Kultur. Die Maori bevölkerten von hier aus dann später auch Neuseeland und auch Haiti. Eine stark verändernde Zeit war dann auch die Zeit der Missionare, welche aber zu Beginn sehr Mühe hatten, Einzug zu erhalten. Erst spät, im 18.Jh gelang es ihnen, die traditionelle Kultur der Maori durch das Christentum zu ersetzen. Heute sind die Polynesier hauptsächlich Katholischen Glaubens. Spannend sind aber immer auch die Durchmischungen der Zeichen und der Bilder in den jeweiligen Kirchen: In der Karibik waren die Kirchen farbig ausgestattet, in Galapagos waren Pinguine und Schildkröten neben den Kamelen abgebildet und hier finden sich die typischen, grafischen Muster der Maori auf den Wänden der Kirchen wieder. 

Einen Halt machten wir auch an einem langgezogenen Steinstrand. Es gab eine Art offene Turnhalle wo die Frauen – es war Sonntag – Lotto spielten. Alle mit den eigenen Spielsteinen; teilweise waren es Muscheln, Steine oder farbige Perlen. Die Männer spielten draussen eine Art «Boule» auf dem Sand. Neben dran gab es ein kleiner Süsswasserfluss der ins Meer mündet. Und weil gerade Ebbe war und das Meer sich weit zurückgezogen hatte, spielten und badeten die Kinder und am Fluss. Ein paar Autos waren parkiert und die Männer und Frauen sassen gemütlich vorne dran, mit lauter Musik und Barbeque und einem Bier und begegnen uns freundlich. Wie gesagt, es ist Sonntag, ein winziges Dorf mit ein paar Häusern, alles sehr entspannt!

 

Smiling Tiki
Auf diesem Ausflug durch die Landschaft von Hiva Oa stand noch das Finden des «Smiling Tiki» auf dem Programm. Der sei recht schwierig zu finden, wurde uns gesagt. So stapften wir durchs Urwalddickicht, kamen an einem schlammigen Weg entlang der an einem Schweinepferch endete. Wohl nicht richtig, dieser Weg! Doch es gab einen Bund Bananen, der am Wegrand an einer Bananenstaude hing und sagte: Nimm mich mit! Und einen Obstbaum, prall voll mit den riesigen hier wachsenden Pampelmusen, wovon wir auch ein paar mitnahmen. Die kleinen runden gelben Zitronen haben wir schon zuvor immer wieder vom Boden aufgelesen, die reif von den Bäumen gefallen waren. Eine Überraschung waren die kleinen feuerroten Chilis, denen wir an kleinen Büschen begegneten. Noch nie habe ich wildwachsende Chilis gesehen! Natürlich wollten auch von denen ein paar mitgenommen werden!
Schlussendlich fanden wir auch die richtige Abzweigung zum «Smiling Tiki». Der war dann auch im dichten Wald und auch gar nicht so gross wie erwartet! Nur etwa siebzig Zentimeter gross stand er da im Grünen und lächelte, wirklich süss, vor sich hin! Und wir hatten unsere Taschen voll und beendeten unseren Ausflug dann mit der Dinghifahrt im Dunkeln zu unserem Boot. 

 

 

«Steve Bay» auf Tahuata
Die beiden anderen Boote, «Blue Raven» und «Laros» waren schon vor zwei Tagen vorausgefahren. Sie waren auf Tahuata, der sechs Seemeilen entfernten kleinen Insel, in einer Bucht vor Anker. An diesem nächsten Tag wollten wir auch dorthin aufbrechen. Doch zuvor machte ich mich noch auf den Weg ins Dorf um noch ein paar frische Lebensmittel und Brot zu erwischen. Und als ich zurückkam, tankten wir noch Wasser mit einem Kanister. Dazu mussten wir ein paar mal mit dem Dinghi hin und herfahren, es gab keine Anlegestelle! Danach konnten wir auch aufbrechen.
Die «Steve Bay» von uns Seglern genannt nach dem jungen Maori, der da am Strand in seiner Hütte lebt und den Seglern zeigt wie man aus Muscheln  Fischköder schnitzt und fischt, war umwerfend schön. Im Gegensatz zu den andern Buchten wo es schwarzen Steinstrand gibt, war der Sand hier gelbbraun und das Wasser türkis-transparent. Das war schön, hier in diesem Wasser zu baden, nach der dunklen, trüben Brühe der Bucht in Hiva Oa. (Der Fluss da brachte da so viel Schlamm in die Bucht, unser Heckankers konnten wir fast nicht mehr befreien!)
Es war auch eine gute Gelegenheit, hier in dem klaren, warmen Wasser, den Rumpf von all dem Bewuchs, der in den letzen Wochen wieder angewachsen war, zu entfernen. Was wir an solch einem Ort sehr gerne machten!
Am Strand konnten die Kinder wunderschöne Muscheln finden. Steve zeigte dann Brian wie man  aus dem Perlmutt der Muschel, Schmuck und Angelhaken herstellen kann, was er dann erfolgreich nachahmte.
Am nächsten Tag brachen die beiden anderen Schiffe wieder auf zur nächsten Ankerbucht auf Tahuata. Diese liegt ein paar wenige Seemeilen weiter, vor einem Dörfchen. Wir wussten noch nicht, ob wir an diesem Tag nachkommen wollen, es gab noch viel zu tun! Doch gegen späteren Nachmittags machten wir uns dann auch wieder auf. Hauptsächlich weil die Kinder die Gesellschaft der Mädchen vermissten. Eigentlich aber war es viel zu schade, schon wieder aufzubrechen, stellten wir dann vorallem im Nachhinein fest: Die Steve-Bay war einzigartig schön. 

 

Früher Aufbruch nach 

Fatu Hiva
Die Ankerbucht vor dem Dörfchen war dann nach der Steve-Bay eine Enttäuschung. Das Wasser war nicht mehr so klar und wir rollten mit unserem Schiff in der hohen Dünung hin und her. Wir lagen vor einem kleinen Dorf, welches wir dann am Abend noch kurz besuchten. Das Anlanden mit dem Dinghi war ein Abenteuer für sich! Die Dünung machte ein bis zwei Meter Wasserhöhe Unterschied aus, was das Ein- und Aussteigen an der Mauer, ohne Möglichkeiten zum festhalten, nicht einfach machte! Doch es gelang ohne Zwischenfall und im Dorf fanden wir dann sogar noch Früchte und Gemüse, was hier in dieser Gegend ein Glückstreffer ist! Doch wir wussten bereits, dass wir am Morgen früh los wollten, ziemlich sicher zu der südlichsten Insel, nach Fatu Hiva. Wir haben nur Gutes gehört und es schien sich zu lohnen, den Weg zurück und gegen den Wind in Kauf zu nehmen!
Die anderen beiden Boote wollten noch die nächste Bucht checken, doch schlussendlich kamen uns beide nach. (Blue Raven war ein wenig überrumpelt, sie wollten eigentlich nicht mehr zurück segeln, doch sie erlagen dem Gruppenzwang! Nach den beiden Tagen hier aber, meinte Brian von «Blue Raven» es hätte sich alleweil gelohnt, hierher gefahren zu sein!)
Die Einfahrt in den Einschnitt der Insel, gesäumt mit hohen Steilwänden, war dann auch spektakulär. Es war ein einzigartig, schöner Ankerplatz. Von dem Anblick der märchenhaften vulkanischen Bergwelt mit den spitzigen Felsformationen waren wir sehr beeindruckt!
Am nächsten Tag machten wir uns dann auf ans Festland wo sich ein kleines Dorf befand. Unser Ziel war den Wasserfall zu finden, der sich am Ende des Tals befindet. Wir wanderten durch das schmucke Dorf mit den gepflegten Gärten in denen Zitronenbäume wuchsen und Grapefruitbäume, die viele der riesigen Früche trugen. Alles war so sauber, kein Vergleich zur Karibik. Wir streiften umher, liefen auf Waldwegen, stiegen hoch und wieder runter ohne den Wasserfall zu finden, aber mit viel Staunen und Bewundern. Blue Raven gab dann mal auf weil ihnen den Magen zu knurren begann. Dafür trafen wir auf das Deutsche Ehepaar, Ilse und Wolfgang, die mit ihrem Katamaran seit vier Jahren unterwegs sind. Gemeinsam setzten wir unseren Entdeckungsspaziergang fort und siehe da, zu guter Letzt fanden wir den Weg zum Wasserfall! Ein schmaler Waldpfad führte uns hinauf bis zum Fusse des ca fünfzig Meter hohen Wasserfalls, der an einer glatten, senkrechten Steilwand hinunterströmte. Unten war ein ovales, tiefes Becken in dem man schwimmen und nach oben schauen konnte! Kim meinte, das sei der schönste Wasserfall den er je gesehen habe…
«Laros» und «Blue Raven» (mit unseren beiden Girls als Führerinnen im Schlepptau) folgten dann am nächsten Tag unserer Beschreibung und machten sich auch auf zum Wasserfall. Kim und ich hatten vor, in die Höhe zu steigen: Linkerhand konnte man ein Gipfelkreuz sehen, dort wollten wir hin! Natürlich schafften wir es nicht zu einer angemessenen Zeit loszuwandern, sondern starteten zur Mittagszeit! Uff das war heiss und steil! Doch nach so langer Zeit, faul auf dem Schiff zu sitzen, freuten wir uns über die körperliche Herausvorderung. Und die unglaubliche Aussicht auf dem «Gipfel»über der Bucht, da hatte sich all die Mühe gelohnt!
Am selben Abend hatten wir die beiden Crews noch zu einem Bolonaise-Festival auf unserem Boot, eingeladen. Am Tag zuvor waren wir alle auf Blue Raven und hatten gegessen wie die Fürsten! So wars dann auch an diesem Abend; Da sich die beiden Eingeladenen Crews nicht abgesprochen hatten, wurden wir mit zweierlei reichhaltigen Desserts beglückt! Wunderbar! So war das richtig gesellig. Nach diesen beiden Nächten auf Fatu Hiva, machten wir uns wieder auf den Weg nordwärts, nach Nuku Hiva, der grössen der Marquesas Inseln. Dazu bräuchten wir eine ganze Nacht zum segeln. Blue Raven startete nach uns und war dann, wie immer, schlussendlich vor uns da! (Laros verbrachte noch einige Tage länger am Anker in Fatu Hiva.)

Das Versorgungschiff «Aranui», das auch gleichzeitig ein Kreuzfahrtschiff ist!

Das kleine, schnelle Boot eines jungen Franzosenpaares

Wolfgang und Ilse

 

Nuku Hiva
In der grossen Bucht von Taiohae
Der Hauptort in Nuku Hiva ist die Bucht von Taiohae. Die Bucht ist riesig und hat einen lang auslaufenden schwarzen Sandstrand. Es finden hier sehr viele Schiff Platz, ohne dass es Eng wird. Das Wasser machte uns hier wieder mal nicht so an, darin zu Baden. (Und es soll auch Haie geben hier, welche bei den Fischerbooten mit dem Restfisch gefüttert werden. Vorallem deshalb war hier Vorsicht geboten.) Aber am Land gab es einiges zu entdecken.
Beim Dinghisteg gabs eine Art Freiluft-Restaurant mit einer Ein-Raum Küche, ohne Frontwand mit Einblick. Dort sassen all die Segler mit ihren Computern und Handys und surften im Internet. Am zweiten Tag testeten wir das Essen in dem dem simple Lokal auch und freuten uns über ein erstaunlich zartes Stück Fleisch und ein gut gekochtes Geschnetzeltes mit Peperoni und Pommesfrites! Solche Orte sind super, einfach und gut!
Der erste Ausflug am Festland war der Spaziergang in den oberen Teil des Dorfes, wo sich die «Farmacie» befand. Diese war nicht wie bei uns, möglichst im Zentrum, nein, ganz und gar nicht! Doch musste sie wohl für die hiesigen Verhältnisse recht gut ausgestattet sein. Unser Objekt des Begehrens war aber leider nicht erhältlich und konnte leider auch nicht bestellt werden.
Dafür gab es in den Läden ein paar Higlights für uns zu entdecken: Schon in Hiva Oa entdeckten wir auf Tip, Butter in Konservendosen. Na sowas, das ist für uns etwas Unvorstellbares! Butter ohne Kühlung über Monate haltbar! Die Entdeckungen in Nuku Hiva waren in der selben Kategorie: Wir entdeckten im Supermarkt, Gouda Käse in einem Kartonschächtelchen mit arabischen Beschriftung, im Regal bei den Konservendosen. Es stellte sich als ein fabelhaftes und feines Produkt heraus, auch zum damit Kochen und Überbacken! So haben wir immer eine Käse Reserve an Bord! Das selbe gibt es auch bei den Jogurts, die stehen einfach so im Regal, ohne Kühlung und sind einen Monat haltbar! Super.
Was mich immer gewundert hatte war, wo kaufen wohl die Einheimischen ihr Gemüse ein. Nirgens kann man, ausser Zwiebeln und vielleicht mal Kartoffeln, Salat und Gemüse in den Supermärkten kaufen. Die Antwort kann dann Mittwochs um halb Sechs Uhr morgens! Brian von Blue Raven klopfte um diese Zeit an unser Boot und ich meinte ich träume. Doch es war wirklich so: Es wurde Brian und Nicole von anderen Seglern beschrieben, dass immer Mittwochs und Samstags um halb vier (!!) einen einzigen Gemüsestand, beim Früchtemarkt steht. Man müsse aber wirklich zur Zeit da sein, alles sei um sieben Uhr ausverkauft. So holten sie uns aus dem Bett um uns das zu sagen. Dieses Angebot, zu frischem Gemüse zu kommen, liess ich natürlich nicht aus. In zwei Minuten war ich angezogen und hatte den Rucksack geschnappt und wir fuhren zusammen an Land. Es hatte sich gelohnt, so viel verschiedenes frisches Gemüse an einem Ort hatte es schon lange nicht mehr gegeben und war eine Freude! (Ich werde mich wohl wieder zuhause in unseren überfüllten Supermärkten, immer an diese Situation erinnern.)
Wieder auf dem Schiff, verarbeitete ich einige Gemüse, die Bohnen und den Krautstiel, zum Einfrieren. So haben wir auch später noch etwas davon. 

Die Bucht von Taiohae

Tanken und die Weiterfahrt in die nächste Bucht, Hakatea
Wir haben am Nachmittag an diesem Tag noch der «Trinity» einen spontanen Besuch abgestattet. Das deutsche Ehepaar Ute und Rainer hatte uns einen netten Eindruck gemacht. Und so verging dann auch die Zeit und wir verpassten unser Vorhaben, Diesel aufzutanken! Wir wollten nämlich beim Hochwasser an dem grossen Pier anlegen… Am nächten Morgen waren dann die Bedingungen nicht mehr so toll: Es regnete in Strömen! Diese Tankstelle war für grosse Schiffe gebaut, und so war es schon ein kleines Abenteuer, hier zu tanken. Jeden Liter Diesel, den wir so wieder auf unserem Boot gebunkert haben, werden wir in Zukunft wohl zu schätzen wissen. Unser Ziel war die Bucht Hakatea. Von dort aus könne man zu dem dritthöchsten Wasserfall der Welt wandern. Nachdem alle Reservetänke, die wir auf dem Deck und in den Backskisten transportieren, verstaut waren, konnten wir los. Natürlich war auch die Sonne unterdessen wieder da! 

Diesel und Wasserversorgung in der Südsee – Erste Erfahrungen mit dem autonom Leben auf dem Boot!
Wenn man normalerweise ein Schiff in Europa chartert oder auch mit dem eigenen Boot unterwegs ist, ist es Standard, alle paar Tage in die Marina zu fahren, das Boot mit Süsswasser zu reinigen, es mit Landstrom zu versogen, Wasser und allenfalls Diesel, (bequem am Pier), zu tanken. Hier in der Südsee gibt es keine Marinas mehr. Diese Änderungen der Versorgungsquelle erlebten wir schon in den Galapagos. Dort bestellten wir Diesel und bekamen ihn mit dem Taxiboot, in riesigen Kanistern die je da 50-60 Liter enthielten. Natürlich bekamen wir den Diesel so schwer wie die Tänke waren, nicht in unseren Haupttank und mussten diesen zuerst in einen Kessel giessen und von da aus in den grossen Wasser- und Schmutzabscheider-Trichter. Nicht gerade ein tolles System, aber schlussendlich war der Diesel abgefüllt. Mit dem Wasser ging es so, dass dies auch mit dem Wassertaxi geliefert wurde welches dann auch sechzig Dollar gekostet hatte- viel für etwas das oftmals gratis ist! Die Pumpe die sie an Bord hatten, pumpte dann aber das Wasser bequem in unseren Tank.
Das war eine Art, zu Wasser und Diesel zu kommen. In der Südsee gibt’s dies nicht mehr und es ist spannend, wie die Boote hier ein eigenes System entwickelt haben, zum Beispiel zu Wasser zu kommen: Viele haben einen grossen Wassermacher an Bord und können so mit Hilfe des Generators schnell viel Meerwasser entsalzen. Andere haben einen Regenwasser-Sammler gebastelt und können so, je nach dem auch schnell mal 20 Liter Wasser zusammenkriegen. Oder man hat Wasserkanister, die man immer mit an Land nimmt und da mit Frischwasser auffüllt. Jedes Boot und ihre Crew hat so sich ein eigenes System entwickelt. Die Crew von der «Laros» zum Beispiel, hat einen grossen Wassermacher der aber das Salz nicht ganz aus dem Wasser bringt, so brauchen sie dieses Wasser nicht zum trinken. So hatten sie auch schon mal diverse Kanister mit dem gemieteten Auto in die andere Bucht gefahren, um dort das gute Trinkwasser aufzufüllen.
Wir sind immer noch am experimentieren. Haben mal bereits die Dusche nach jedem Baden gestrichen und Duschen immer nur am Ende des Tages. Wir haben einen kleinen Wassermacher (mit einem 30l Tank), den wir laufen lassen können, wenn wir motoren. (Es ist immer auch ein Balanceakt mit dem Strom. Wir haben einen Kühlschrank, eine Gefriertruhe (!) und den Autopiloten, die alle auch Stromfresser sind.) Doch wir haben immer unser gleichbleibenden, gutes Wassermacher-Wasser zum Trinken, was super ist. Wir haben auch die Möglichkeit, mit dem Wassermacher unseren Haupttank aufzufüllen, was einfach recht lange dauert und eben so viel Strom frisst. Viele Schiffe haben auch eine Waschmaschine an Bord, die natürlich auch wieder viel Wasser und Strom frisst! Wir haben keine. Auch da haben wir unterdessen so unsere Erfahrungen gemacht: Wäschereien gibt es nicht mehr so viele, und wenn, sind sie teuer. Wir haben in Hiva Oa für zwei Waschmaschinen voll 25 Dollar bezahlt (dafür könnte man neue Kleider kaufen!) und es war weniger sauber, als die Wäsche die ich von Hand am Ufer gewaschen hatte! Also ist es für mich ein wichtiger Punkt, immer mal Wasser für die Handwäsche zu haben :-). Übrigens, es ist gar nicht so schlimm, die Handwäscherei. Wir haben sozusagen immer die gleichen T-Shirts und Kleider an und diese waschen wir immer bevor sie total verschweist und schmutzig sind! Eben, wieder ein System welches wir für uns entwickelt haben und das für uns funktioniert! 😉

(PS: Eine Woche später, auf dem Weg zu den Tuamotos, hatten wir einen solch langenanhaltenden, heftigen Platzregen, dass wir uns alle draussen Duschen konnten, ca. 8kg Wäsche von Hand waschen konnten und gleichzeitig öffneten wir den Wassertank und konnten den Tank volllaufen lassen!)

 

 

Die Bucht der No No`s – Hakatea Bay
Die Hakatea Bay liegt westlich der grossen Bucht Taiohae. Von dieser Bucht aus kann man eine (unbeschilderte) Wanderung zum scheinbar zweithöchsten Wasserfall der Welt unternehmen. Unser Companion-Boot «Blue Raven» liegt schon da vor Anker. Die Bucht ist sehr ruhig und umsäumt von hohen, grünschwarz schimmernden Bergen. Das Wasser ist leider wieder eher trüb, wie oft kommt ein Fluss von den Bergen hinunter, der einiges an Schlamm und Erde mitführt.
Unser erstes Anlanden mit dem Dinghi in der nebenan liegenden Bucht, eröffnete uns dann wieder eine Augenweide, wie zuvor in Fatu Hiva: Eine Landschaft wie im Märchen, mit spitzen, eiszapfenförmigen Felsen die in den Himmel ragen. Grün in allen Variationen und Palmen am Ufer. Schwarzer Sandstrand mit Wellen mit weissen Schaumkronen und einem Flüsschen das sich ins Meer schlängelt. Wir sind hingerissen. Unser Spätnachmittags-Entdeckungsspaziergang führte uns über eine Ebende mit Palmenbewuchs, kurzgeschnittenem Gras und blühende Gartenpflanzen. Wir hören auch das Geräusch eines Trimmers und weiter hinten entdecken wir eine Wohnhütte. Ein gerader Weg führt uns dann weiter vorbei an dem Haus und an weiteren Gärten vorbei, rechts neben uns ist das Flüsschen. Alles ist so üppig und doch so gepflegt. Wir erahnen dass es viel Arbeit sein muss, den Urwald in dieser Form zu halten. Wir werden dann von Einheimisch, einer rundlicheren Frau in superschmutzigem T-Shirt und einem Mann mit einer furchterregenden tätowierten Gesichtshälte, die gerade an der Arbeit waren, angehalten und gefragt, ob sie für uns am nächsten Tag kochen sollten. Natürlich waren wir interessiert, auch wenn ich kurz mal Bedenken über die Hygiene hatte! Wir wollten ihnen dann am nächsten Morgen mitteilen, wenn wir den selben Weg wieder laufen würden um zum Wasserfall zu gehen, wie viele Personen kommen werden. Wir hatten vor, die Blue Ravens auch zu fragen.
Wieder beim Schiff, kamen sie, die Blue Ravens, dann, von unten bis oben mit Schlamm bespritzt mit ihrem Dinghi zu uns, um uns den Weg zum Wasserfall genauer zu beschreiben. Sie hatten die Wanderung bereits gemacht und sich auch tüchtig verlaufen! An diesem Tag hatte es teilweise heftig geregnet und der Weg war die reinste Schlammschlacht! 

 

Die No no`s sind winzige Sandfliegen (Sandflies), mit denen wir schon in den San Blas Inseln Bekanntschaft machten. Die Stiche der winzigen, kaum sichtbaren Fliegen sind viel schlimmer als jeder Moskitostich. Die Stiche tauchen erst nach einem halben Tag auf und jucken zum verrückt Werden! Die Stiche bleiben bis zwei Wochen juckend und als Erhebungen sichtbar. Oft entzünden sich die Stiche auch, weil man sie aufkratzt und Schmutz hineinreibt. Diese Tierchen erwischten uns in dieser Bucht beim Warten voll und ganz, wie wir einen Tag später herausfanden! Später habe ich mich dann bei einer einheimischen Frau erkundigt, was sie gegen die Fliegen unternehmen. Die Antwort war: Zitronensaft! Also ist das Gegenmittel eines Übels in der selben Umgebung vorhanden!

 

Die Wanderung zum Wasserfall

Am nächsten Morgen brachen wir dann gespannt auf. Wieder liefen wir den schönen, wohl sumpfigen Weg durch die winzige Siedlung. Fanden auch die beiden Einheimischen wieder, welchen wir dann gerne für das Abendessen zusagten –  mit den Blue Ravens.
Wir wussten von der Beschreibung, dass wir einige Male den Fluss überqueren mussten, um zum Wasserfall zu kommen. Schon relativ kurz nach dem Loslaufen, kam dann auch schon die erste Stelle! Natürlich wurden wir nass! Es war ein etwas grösserer Bach mit Stromschnellen die uns bis zu den Hüften reichten. Aber es war erfrischend und Süsswasser! Munter stampften wir dann durch den immer dichteren Dschungel, auf dem super-schlammigen Weg weiter. Die ganze Pflanzenwelt hing und stand wild durcheinander, es war dunkel und das Licht brach grün durch die Blätter. Kleine muntere leuchtendgrüne Pflänzchen wuchsen am Wegrand – wie gesagt, eine Märchenwelt. Ich habe nachgelesen, dass in den Marquesas 200 verschiedene Farnarten existieren. WIr haben einige davon entdeckt.
Der Weg führte uns dann immer leicht weiter nach oben und den Bach hatten wir noch drei Male überqueren müssen. Wir kamen an einer alten Siedlung vorbei, wo wir die Ruinen des antiken Dorfes sahen. Sie alten Marquesen bauten grosse, schwarze Steinfundamente, worauf sie ihre Hütten errichteten. Spannend waren auch die viereckigen, von Menschenhand gebauten Steinlöcher, die wie alte (viereckige) Brunnen aussahen. In diese füllten sie Menschen damals den in Blättern gepackten, fermentierten Brei aus Brotfrucht, den sie da über sehr lange Zeit lagern konnten und ihnen Nahrung bot. Danach kam die spannendste Flussüberquerung, die forderte Geschick im über Äste klettern, da der Fluss an einigen Stellen recht tief war! Von da aus kamen wir in eine Art Schlucht mit senkrechten Steilwänden, wo sich dann der Wasserfall am Ende befand. Es gab keine Bäume mehr, nur noch den Bewuchs von einer 30cm hohen Pflanze, welche gelbe Blumen bildet. Es war ein Meer aus grün und vor den Steilwänden zogen die weissen Vögel an den Felsen vorbei. Es war nicht eng, doch die Landschaft kam einem leicht bedrückend vor, es war eine kraftvolle Intensität spürbar!
Am Ende, den Wasserfall war leider nicht ganz sichtbar, er wurde von einem Felsbrocken versperrt, nahmen wir noch ein Bad in dem vom Regenwasser braun gefärbten Wasserfall-Becken. Kletterten über den Felsen um ein bisschen mehr Einblick zu erhaschen und wurden von der Gischt des Wasserfalls eingenebelt! Doch langsam wurde uns kalt und wir sehnten uns nach der Wärme der Sonne, die wir am Ende der Schlucht sehen konnten. Auf einem Stein am Fluss assen wir dann, uns in der Sonne aufwärmend, unser Mittagessen. Wir hatten noch viel Zeit, bis zu unserer Verabredung mit den Einheimischen. Doch als wir auf einmal beobachteten, wie Wasser an Stellen war, an denen vorher noch kein Wasser war und wir so bemerkten, dass der Wasserspiegel stieg, machten wir uns dann schleunigst auf den Weg.
Alles lief wunderbar, Neele war nicht mehr zu halten und sie lief wie ein Wiesel voraus. Die Gewässer konnten wir noch problemlos überqueren, zum Glück. So hatten wir bald wieder das Tal erreicht. Eine Stunde zu früh, für unser Treffen, doch wir hatten keine Lust ins Dinghi zu steigen und zum Boot zurück zu fahren. So hängten wir alle unsere nassen T-Shirts an einem Schwemmholzast zum trocknen auf und kundeten die Umgebung aus. Was hiess, wir schwammen im Flüsschen, die Kinder und Kim machten Unfug und ich wanderte am Strand entlang, um schöne Dinge zu finden bis die Blue Ravens dann ankamen. 

 

 

Das Essen bei Kua und Teiki
Dann machten wir uns auf zu der Hütte. Das Dachende war der ganzen Länge nach mit Muschelketten behängt, das sah hübsch aus. Der grosse Tisch war schon gedeckt und Teiki (der Mann mit der tätowierten Gesichtshälte) und Kua begrüssten uns und hiessen uns zu Tisch. Sofort begann sie mit den Töpfen aufzufahren: Einen Gusseisentopf mit dem Lammragout in grüner Kokosmilchsauce, einer grossen Glasschüssel mit zwei runden, weissen Bollen, der auf dem Feuer gekochten Brotfrucht. (Die Brotfrucht wird, so wie sie ist ins Feuer gelegt, das Äussere bildet dann eine verkohlte Schale die man dann gut entfernen kann. Genau so wie wir unsere Kartoffeln im Feuer braten!) Und einem Topf mit Kartoffelpüree und zu guter Letzt noch einen geraffelten, mit einheimischem orangem Ingwer gemischten, rohen Papayasalat. Zudem hatte Kua auch noch ein paar Stücke Lamm auf den Grill gelegt. Alles war die reinste Gaumenfreude! Auch die Kinder mochten fast nicht mehr aufhören, zu essen. 

Kua und ihr Mann, Teiki

Das Tal der Könige, Augustin und das Leben in der Hakatea Bucht
Die Unterhaltung beim Essen ist auch erwähnenswert. Teiki ist ein sehr expressiver Typ. Alles was er erzählte, erzählte er sehr impulsiv. (Wir kamen dadurch in Genuss eines traditionellen Kriegsrufes, indem er aufstand, sich aufblaste und tiefe Wildschwein-Geräusche dazu machte.)
Es wurde viel über die Jagd gesprochen. Die Berge hier sind voll von Wildschweinen und verwilderten Ziegen und die Jagd gehört zu ihrer täglichen Nahrungsbeschaffung. Wir erfuhren viel über das Leben in der Bucht. Alle die hier und in der nächsten Bucht lebenden Menschen, stammen von einem alten Königsgeschlecht ab. Diesem Königsgeschlecht, das in aller Welt verteilt lebt, gehören die beiden Täler immer noch. Einige davon leben hier in Hakatea. Es sind Tanten und Onkel, Brüder und die Enkelin mit ihrem Mann.
Den einen Onkel von Kua, Augustin, haben wir bei der Rückkehr von unserer Wanderung auch kennengelernt. Der Mann sah eindrücklich aus, mit seiner riesigen Wildschweinzahn Kette um den Hals und den drei verschieden grossen Macheten im Köcher an der Hüfte. Er sass gerade gemütlich auf einem abgesägten Baumast, als wir durchliefen. Am Boden einen grossen Haufen Äste und ein Pferd das graste. Wir kamen ins Gespräch mit ihm und er kam dann näher zu uns. Wir stellten ihm viele Fragen, zum Beispiel warum es hier Autowracks gäbe, wo doch keine Strasse hierhin führt. Diese seien mit dem Schiff gekommen vor Jahren, meinte er, doch sie seien schlecht, Autos gehörten hier nicht hin. Er erzählte uns, dass er viele Pferde auf dem Berg, auf einem Plateau besitzt. Dass er alle zwei Wochen mit dem Pferd, fünf Stunden nach Taiohae reitet und zurück. Dass er alle Nahrung hier findet und nur wenige Dinge einkaufen muss, wie zBsp. Zucker und Kaffee. Dass es viel Arbeit ist, das Tal so zu erhalten doch dass er sehr gerne hier lebt. Dass er einen Sohn hat, der in Taiohae wohnt und auf den er hofft, dass er eines Tages auch hier leben wird, wenn er erwachsen ist. Er entpuppte sich als einen sehr warmherzigen Mann und es war eine Freude mit ihm zu sprechen. Neele durfte dann sogar noch auf seinem umgesattelten Pferd aufsitzen und ein paar Schritte reiten, was sie superglücklich machte!
Teiki und Kua leben hier auch auf die selbe Weise. Sie haben sich aber ein gutes Business aufgebaut. Sie produzieren viele Früchte, welche sie dann, im grossen Stil und tonnenweise, mit einem gemieteten Boot nach Tahiti verschiffen. Und eben auch ihre feinen, traditionellen Mahlzeiten, die sie den Besuchern anbieten. 

 

Ein paar weiter Buchten in Nuku Hiva
Nach diesem super spannenden Erlebnis segelten wir wieder zurück, der Südküste entlang in die Bucht «Controlleur». Warum diese so heisst, ist mir schleierhaft. Es ist einen Landeinschnitt mit drei tiefen Buchten. Wir ankerten zuerst in der rechten Bucht. Gemäss unserem Führer sollte die Bucht unbewohnt sein, doch als wir mit dem Dinghi an Land fuhren, erwartete uns ein hübsches Dörfchen mit entspannten Menschen. Die einen waren gerade daran, mit Bambus Wände zu flechten. Es soll am Samstag ein Fest gefeiert werden und sie bauten an einem grossen Unterstand.
Am Tag darauf zogen wir in die mittlere Bucht. Dort erwartete ich ein bisschen Internet zu empfangen, weil ein grösseres Dorf dort sein sollte. Das Dorf war dann aber einen kleinen Fussmarsch weit weg und war recht verzettelt. Aber wir sahen viele Jugendliche sich zusammen vergnügen: Die einen waren beim Bach und sassen da oder badeten, andere spielten zusammen ein Ballspiel. Und wie in jedem Ort, gibt es noch einen alten oder neu erstellten Ritualplatz, wo wahrscheinlich Tänze aufgeführt werden. Leider haben wir diese Plätze nie bei einem Anlass erlebt. Die Plätze haben meistens einige alte oder neue Tikis, wohl eine Art Schutzgeister. 

Ritualstein

 «Atuona» die Ameisenbucht
Wir wünschten uns nochmals eine Ankerbucht mit klarem Wasser, in der wir dann ein paar Tage verweilen könnten. Wir waren ja nun immer viel in Bewegung. Somit fuhren wir nordwärts, der Ostküste entlang zu der Zwillingsbucht «Atuona» und «Hatiheu». Schon beim einfahren in die Bucht, hatte es uns gefallen. Das Wasser war hier doch um einiges klarer und wir konnten in der Tiefe Korallen ausmachen. Toll, wieder mal Schnorcheln! Diesmal waren wir vor Blue Raven losgefahren, sie waren in der letzten Bucht noch an Land gefahren. Doch kaum hatten wir unseren Anker unten, kommen sie auch schon daher, sie sind einfach zu schnell!
Kim und ich gingen danach noch kurz an Land, um ein bisschen auszukundschaften. Wir spazierten den langen, gelben Sandstrand entlang und wieder zurück. Dabei entdeckten wir, dass der ganze Strand mit roten Ameisen bespickt ist. Sie schienen auch kein Respekt vor dem Wasser zu haben… Die Ameisen waren überall, bis zu den Wellen, man hätte keinen Moment im Sand sitzen können. Später hatten wir dann erfahren dass die Ameisen erst vor ca fünf Jahren, mit dem Versorgungschiff, mit importieren Früchte und Gemüse, eingeschleppt wurden.
Ein lustiges Erlebnis in dieser Bucht war unsere Segler-Völkerwanderung zu einer Gemüsefarm über dem nächsten Hügel. Es hat sich herumgesprochen dass einige am Morgen um Acht Uhr dorthin aufbrechen werden. So hörte man um fünf vor Acht ein Dinghi um das andere an Land tuckern. Auch wir schlossen uns dieser Karona an. Wer weiss, vielleicht erwischen wir wirklich noch etwas Gemüse und sonst wird es sicher einen geselligen Tag!
Wir waren dann etwa zwölf Personen die den, wieder mal super schlammigen Weg, (es hatte viele Regenschauer gegeben in der Nacht) an der Küste entlang und den Berg hinauf, liefen. Bei der Farm angekommen, sahen wir als erstes ein paar verhutzelte Felder mit Gurken und anderem und ein kleiner Unterstand. Wir waren alle pitschnass, es hatte nämlich während dem Wandern einen nächsten Regenschauer gegeben! Jedoch fanden wir das gar nicht so schlimm, es war so warm und alles trocknete wieder schnell, zudem hatte der Regen den Schlamm wieder aus den Sandalen gewaschen!
Die junge Frau die dann mal irgendwo her aus den Büschen kam (und später kam auch noch ein Herr dazu), war dann ziemlich überfordert mit so vielen Leuten. Sie fragte jeden einzeln was er für Gemüse wolle und holte dann, für jeden das Gewünschte, aus dem Feld. Das dauerte natürlich! Irgendwie mussten wir bei der jungen Gärtnerin einen Stein im Brett haben denn, unsere drei Gurken, die sie schon für uns geholt hatte, verteidigte sie herzhaft und mit einem lustigen Lächeln.
Dann hätten wir genug von der Warterei und auch von weiteren Schlammwanderungen. Es gäbe nämlich noch den Strand hier zu entdecken, aber wir wollten uns lieber wieder auf den Weg machen, zuück zum Boot. Es gab auch noch die obligate Schulzeit abzuhalten und Sonstiges, Baden zum Beispiel. 

Anker um Koralle
Wir bemerkten, das unser Schiff am Anker, ruckartige Bewegungen machte, was sich gar nicht gut anfühlte. Normalerweise verhält sich die Ankerkette ganz dynamisch, was uns darauf schliessen liess, dass sich die Kette wohl um eine der grossen Korallenköpfe verwickelt haben muss. Wir tauchten unter um einen Augenschein zu nehmen. Ja, es gab einen riesigen Korallenkopf und neben dran noch einer, die sehen hier übrigens aus wie der Kalk in einer Tropfsteinhöhle. Diese Koralle hatte die Form eines Pilzes und darunter hatte sich die Kette verfangen. Brian kam uns zu Hilfe, doch es gelang uns allen, nach mehrmaligen Versuchen nicht, die Kette in 8m Tiefe und trüben Wasser zu lösen. Glücklicherweise bekamen wir dann Hilfe von einem anderen Boot, das unsere Not erkannt hatte. Der amerikanische Skipper hatte ein Tauchgerät dabei, und schaffte es dann damit, die Kette zu lösen. Gott sei dank! Dies kann immer mal wieder passieren, weil das Schiff schwojt. Aber wir hoffen dass es unsere erste und einzige Erfahrung war, oder jedenfalls dass immer jemand da ist der helfen kann!

 

Von Anaho nach Hatiheu
Blue Raven hatte geplant, die nächste Bucht mit dem Schiff anzulaufen, und dann von da aus zu den Tuamotos aufzubrechen. Doch am nächsten Morgen kam per Funk die Mitteilung, dass sie zur nächsten Bucht wandern werden, was sie wussten dass es unser Plan war. Wir wollten nämlich noch einen Tag in Anaho verbringen und dann am Freitag, meinem Geburtstag, zurück zur grossen Bucht Taiohae, fahren. So hatten wir bei der Wanderung Gesellschaft!
Es ging steil bergauf, die Kinder waren voraus und hatten rote Köpfe. Doch es tut gut sich zu bewegen. Und stehen bleiben könnten wir auf diesem Weg nach oben auf keinen Fall: Der ganze Weg war voller dieser am Strand entdeckten, roten Ameisen. Und nicht nur ein paar, sondern so viele wie in einem Ameisenhaufen! Schrecklich, eine wirkliche Plage! Zum Glück liessen die Ameisen dann auf der Krete, von wo aus es wieder hinunter ging, nach. Von da an konnten wir auch wieder mal stillstehen und geniessen, die Pflanzenwelt bestaunen. Dieser Regenwald ist einfach wundervoll.
Unten beim Dorf, das man sogar mit dem Auto erreichen kann, machten wir dann Halt in einem Restaurant wo wir ein leckeres «Vorgeburtstagsmenü» verdrückten: Wildschwein an Rhum-Tomatensauce und Lamm an Kokossauce.
Wieder strotzten wahnsinnige Felsen neben der Bucht aus dem Massiv, wie übergrosse Zäpfen. Zwei Schiffe lagen vor Anker, doch wir waren zufrieden mit unserem Ankerplatz, schien ruhiger zu sein da wo wir lagen. Wir gingen dann da noch mit Neele zum Arzt. Wir spazierten nämlich da gerade vorbei. Sie hatte einen entzündeten Flecken von einem aufgekratzten Sandfliegenstich, der nicht so gut aussah. Sie bekam dann etwas zum desinfizieren und Antibiotika. Sie ist nicht die einzige, die eine Wunde hat die nicht heilt. Auch der Skipper von der «Trinity» musste zum Arzt desswegen. Das warme Klima bietet vielen Bakterien einen guten Nährboden!
Erleichtert machten wir uns dann wieder auf den schönen Heimweg durch den Urwald – zuerst ameisenlos Hügel auf und dann, ohne Stillstehen mit vielen Ameisen, wieder bergab. 

 

Blue Raven verabschiedet sich
Frühmorgens rief uns Blue Raven über Funk an, sie hätten noch ein Geburtstagsgeschenk für mich! Nur hatten wir beide unsere Dinghis fest verstaut. So kamen sie kurzerhand mit dem Schiff zu unserem Ankerplatz, und hängten das Geschenk an den Bootshaken, von wo ich es dann beim Näherkommen entgegennehmen konnte! Super! Wir wünschten eine gute Reise und bis auf ein Wiedersehen!

 

Nochmals in Taiohae und Geburtstag feiern mit «Laros»
Auch wir machten uns dann gerade auf. Wir hofften in der grossen Bucht von Taiohae, Jonny und Debs von der «Laros» wieder zu sehen. Eigentlich wollten sie an diesem Tag losfahren… Umso toller war es, als dann, als wir ankamen, ein SMS mit Einladung zum Mittagessen, kam. Wir hatten die selbe Idee und haben feine Salzige Scones, mit Schinken, Käse und Zwiebeln, gebacken und wollten sie einladen! So kamen wir zu einem üppigen, feinen Geburtstagslunch auf der «Laros» der dann bis am Abend dauerte! Und danach gingen wir noch zusammen Pizza essen. Wunderbar.
Der Plan was wir in Taiohae machen wollen, war, frühmorgens um fünf nochmals Gemüse einkaufen, ins Internet zu gehen und noch die zwei Lebensmittelläden aufzusuchen. Das machte ich ein paar Stunden Schlaf später, (es gab noch einen Schnaps auf der «Laros»!) auch tat. Zum Glück konnte ich das alleine tun, der Rest der Familie war noch tief am Schlafen. Später machten sie dann zusammen das Schiff klar zum auslaufen – auf die Tuamotos.  

Die Liebeserklärung an die Marquesas
Wir haben in der Karibik ähnliche Natur erlebt, doch so wild und mit Zivilisation nur an wenigen, begrenzten Orten, das war schon einzigartig. Es gibt diese interessanten und spektakulären Felsformationen die einem an eine Landschaft aus den Märchen erinnert. Die Natur ist unglaublich üppig, es gibt viel Regen und somit ist alles grün. (Wahrscheinlich könnte hier viel mehr Gemüse angebaut werden, es würde wunderbar gedeihen.) Und die Marquesas sind putzsauber. Es liegt nirgens auch nur etwas herum, die Gärten der Häuser gepflegt, de Strände sind ohne Plastikmüll. Die Menschen wirken zufrieden und entspannt. Wir haben es geliebt!