Der Panamakanal
3. – 4. März 2016
(Text Lenja Kaufmann)
Als wir in der Shelter Bay Marina um 12:00h die drei Leinhändler aufs Boot nahmen, machten wir ein wenig später die Leinen los und machten uns auf den Weg zu den Flads. Das ist ein Ort vor dem Kanal wo sich die drei Schiffe treffen, die dann zusammen durch den Kanal fahren. Wir warteten dort vier Stunden auf den Lotsen! Als er dann endlich kam, holten wir sofort den Anker ein und fuhren los. Nach einer Viertelstunde motoren, kam die erste Schleuse in Sicht! Vor uns in der Schleuse war ein riesiges Containerschiff. Wir befestigten uns an unserer Steuerbordseite an eine grosse, moderne, blaue Motoryacht. An unserer Backbordseite kam ein gleichgrosses Segelboot mit einer englischen Crew darauf. So aneinander gebunden warteten wir bis wir oben angekommen waren und fuhren dann einzeln durch das schon geöffnete Schleusentor, in die nächste Schleuse. Als wir uns dort wieder zusammen geschnürt und oben angekommen waren, fuhren wir in die letzte Schleuse. Bei Anbruch der Dunkelheit hatten wir alle drei Gatun Schleusen hinter uns und waren im Gatunsee angelangt. Wir waren alle sehr erschöpft von der ganzen Aufregung, doch zum Glück mussten wir nur fünf Minuten motoren, bis wir zu zweit an einer riesigen Boje über Nacht festmachten. Am nächsten Morgen standen wir ganz früh auf, weil man uns sagte, das der neue Lotse etwa um 7:00h kommt. Aber wir warteten und warteten und warteten. Und als dann der Lotse endlich um 10:00 kam, wollten wir alle sofort los, was wir auch taten. Wir starteten den Motor und traten die 26 sm weite Fahrt an. Unterwegs erzählte der Lotse die Geschichte des Kanals und erwähnte, dass es im Gaillard-Einschnitt die meisten Krokodile hat. Von da an hielten Neele und ich die Augen immer offen. Aber als bis nach dem Mittagessen kein Krokodil gesichtet worden war, waren wir enttäuscht. Doch plötzlich sah ich drei Krokodile nacheinander, allesamt gut versteckt. Doch leider hatten wir keine Zeit, sie länger zu betrachten, da wir uns kurz vor der ersten Schleuse befanden. Unser Advisor plante hier uns mit zwei anderen Segelschiffen an beiden Seiten zu vertäuen. Doch eines war viel zu schnell zu uns hin gefahren und musste mehrmals Anlauf nehmen bis es geklappt hatte. So dauerte es lange bis wir alle aneinander gebunden und bereit zum Fahren waren. Danach dauerte es nicht mehr lange bis wir endlich in der Pedro Miguel Schleuse waren. Hinter uns kam ein riesiger Autofrachter herein, dann ging es auch schon 8m abwärts. In den nächsten zwei Schleusen, den Miraflores Schleusen funktionierte alles super und als wir im Pazifik waren, mussten nicht lange warten da kam auch schon ein kleines Böötchen das die Leinhändler, die Leinen und die Fender abholten. Das Lotseboot lies auch nicht lange auf sich warten und kam eine Viertelstunde später. Nun sind wir also wieder alleine…
Ergänzend kann ich sagen dass es eine tolle Erfahrung war. Für Kim, der mehrmals von verschiedenen Seiten Achtung für seine Beherrschung des Schiffes zugesprochen bekam und für die Kinder und mich, dabeizusein, wie wir diesen geschichtsträchtigen Passage zwischen zwei Kontinenten passierten. Toll war auch, dass einige Zuhause per Webcam die Miraflores-Schleuse mit uns durchfahren konnten! Sie konnten uns drei winzige Segelschiffe, zusammengebunden vor einem riesigen Tanker, gut auf dem Bildschirm erkennen! Per Whatsapp war es Aufregung pur!
Was auch erstaunlich war, war wie die Durchfahrtspläne viertelstündlich änderten. Die jeweiligen Advisor kommunizierten dauernd miteinander und mit der Kanal-Kontrollstelle. Wir haben uns gewundert warum nicht im Voraus geplant werden kann, welche Segelschiffe in der Mitte sein werden. Somit könnten sich diese die Linehander sparen! Doch die Regel ist, dass alle Boote alles haben, Fender, 40m Leinen und 4 Linehander, damit Flexibilität gewährleistet ist. Und diese wurde gebraucht, da Frachtschiffe nicht zur geplanten Zeit vor Ort waren oder die gemeinsame Schleuseneinfahrt sonstwie nicht wie geplant durchgeführt werden konnte. So kam nach einem Hin und Her der Advisors auch bei uns vor der ersten Schleuse nach dem Gatunsee, kurz Hektik auf: Hinter uns musste der Frachter kurz abbremsen, damit wir mit dem dritten Segelschiff zusammen festmachen konnten! Das eine Segelschiff, dass am Tag zuvor mit uns durch die Schleuse gefahren war, kam eine Viertelstunde zu spät und musste 8sm zurückmotoren und nochmals eine Nacht auf dem Gatunsee verbringen.
Doch bei uns hatte alles gut geklappt und wir konnten unseren Advisor und die Linehander-Jungs, kurz vor dem Einnachten beim Bojenfeld der Balboa Marina, abladen. Wir selber fuhren dann noch eine halbe Seemeile weiter, zum Ankerplatz «La Playita» wo schon einige Yachten lagen. Wir konnten da sicher ankern, parallel zum Einfahrtskanal vom Panamakanal. So sassen wir in unserem Cockpit und alle zehn Minuten zog ein Frachter an uns vorbei! Überhaupt, das ganze Pazifkbecken vor dem Kanal war mit hunderten Frachtern bespickt. In der Nacht sahen diese mit den vielen Lichtern wie eine eigene Stadt aus. An Baden war aber nicht zu denken, das Wasser war trübbraun und in der Luft schwebten schwarze Russflocken!