Tag 43/44
Überfahrt Sardinien – Menorca 250SM
Mittwoch/Donnerstag 9./10. September 2015
Langsam nähern wir uns wieder der Idee, die Überfahrt nach Menorca in Angriff zu nehmen. Es sieht so aus dass wir zu Beginn guten Wind auf Querab haben, danach aber kommt eine Flaute. Wir haben Lust loszufahren – trotzdem. Die letzt Gribdatei hatte überhaupt nicht mit dem Wind auf der Strecke übereingestummen, so hoffen wir dass die Flaute auch nicht so eintrifft, wie voraussgesagt!
Der Wind stimmt zu Beginn genau! Wir kommen perfekt voran und brausen die ganze Nacht hindurch, ohne gross die Segel verändern zu müssen. Es sind gute Bedingungen – Sternenhimmel und die Wellen nicht zu gross, der Mond kommt gegen Morgen als liegende Sichel, orange, vom Morgenstrern begleitet, auf. Ab und zu surfen wir auf einer grossen Welle durch die Dunkelheit, ein spezielles Gefühl! Auch ist es speziell, nicht Voraus zu sehen, es gibt keinen Scheinwerfer der voraus leuchtet, aber was gäbe es auch zu sehen? In Landesnähe kann es mal eine Fischerboje sein, (welche wir auch schon mal erwischt haben!) aber so weit draussen, nicht viel. So fahren wir im Vertauen ins Dunkle und spähen alle 10 Minuten ringsherum um andere Schiffe und deren Kurs, rechtzeitig verfolgen zu können.
Der folgende Tag beginnt Windstill – wie vorausgesagt. Es scheint dass unsere Gribdatei diesmal übereinstimmt, nicht wie bei der letzten Überfahrt. Wir nehmen wie es ist und hoffen noch eine kleine Brise einfangen zu können, um wir nicht die ganzen restlichen 60 sm motoren zu müssen…
Gegen Abend fahren wir mitten in eine Gewitterzelle hinein. Wir wurden so richtig mit Süsswasser begossen, das Schiff wieder vom Salzwasser befreit, die Temperatur ist merklich herbstlicher geworden!

Um eins in der Nacht, fahren wir durch einen Kanal in unsere geplante Ankerbucht, an der Südostküste von Menorca, in Mahon/Mao, ein.
Tag 45
Menorca, Freitag, 11. September 2015
Eigentlich nahmen wir uns vor, recht früh den Ankerplatz wieder zu verlassen, weil wir dachten wir behindern die Ausfahrt in der schmalen Ankerbucht. Dem war aber nicht so, und so konnten wir beruhigt noch einmal kurz ein Auge zudrücken. Später fuhren wir dann den Fjord von Mahon hinauf. Da gabs viel zu sehen. Es gab viele Anlegemöglichkeiten, an der Uferstrasse entlang, zuhinterst im Fjord gab es eine Marina und es gab Schwimmstege an denen man anlegen konnte. Diese hatten sogar fliessend Wasser und Strom! Da legten wir an und hatten wunderbar unsere Ruhe!
Am Nachmittag dann, unterdessen war nach einem bewölktem Morgen wieder voller Sonnenschein und heiss, wanderten wir in Mao umher und machten so wieder unseren «Schulsport», den wir dann mit einer einheimischen Süssigkeit abrundeten!
Lenja durfte dann beim Ankerplatz mit Kim die «Dinghiprüfung» machen, das heisst er zeigte ihr wie alles funktioniert mit dem Motor und sie konnte üben, das Gummiboot selber zu steuern. Was sie natürlich mit Stolz, Begeisterung und Freude tat! Ich selber war nochmals in der Stadt noch ein paar Besorgungen machen: Eine Fliegenklatsche, ein Holzkochlöffel, Filzstifte zum Schwimmwesten anschreiben und ein 12Volt Stecker zum IPad laden…. Alles wichtige Dinge 🙂
Mein Abholdienst bestand dann aus Lenja und Neele, die mich selbstständig mit dem Gummiboot und einem grossen Grinsen vor Stolz, quer über die Bucht, abholten!
Tag 46
Menorca, Samstag, 12. September 2015
Der Plan: Ein Auto mieten und die Insel erkunden! Menorca ist übersichtlich klein, so fanden wir das eine gute Idee. Die ganze Strecke längs über die Insel bis nach Ciutadella ist 44km lang. Von dieser Hauptachse gehen dann all die Strassen die zu den kleineren Orten und Buchten führen, weg. Der erste Halt machen wir in Forells, da gibt es einen grossen Fjord, von wo früher die Piraten die Kontrolle über die ganze Insel hatten. Ein kleiner, hübscher Ort. Danach nahmen wir eine Abzweigung die uns zu einer Bucht führt. Es folgten lange Kilometer übers Land, Kühe grasten auf der rotbraunen Erde und wir sehen dass die Bauern hier viel Land bewirtschaften, auch welches was für uns nur trocken und nicht nutzbar, erscheint. Die Frage, was die Bauern auf den geackerten Feldern anpflanzen, konnten wir nicht beantworten. Schlussendlich landeten wir mit einigen anderen Autos bei einer in der Sonne glänzenden Blechlawine! Ein riesig langer Parkplatz am Ende der Welt! Das Meer noch weit entfernt. Es folgte eine Pilgerwanderung hinunter zum Meer, wo sich dann die Menschenmenge auf erträgliche Grösse verringerte, da es mehrere Buchten gab. Wir fanden dann eine schöne, grosse Felsenplatte am Ufer, nur für uns, wo wir dann die Unterwasserwelt erforschten, kleine Fischchen und Krebse fütterten und dann selber das eigene Piknik verzehrten!
Wir fuhren danach wieder weiter nach Ciutadella, welche eine sehr schöne Stadt ist. Sie hat einige sehr schöne und eindrückliche alte Bauten und ist einfach hübsch, auch der Hafen.
So ist die Zeit vergangen und eigentlich wollten wir noch einige schöne Buchten auf diesem Weg erkunden. Aber diese kleinen, kurvenreichen Staubstrassen hinunter zum Meer brauchen einfach zuviel Zeit. Die hellen Stunden des Tages reichen noch für einen Abstecher an die Südküste, an einen schönen Sandstrand, umgeben von Hotelanlagen, wo wir beobachteten wie ein kleiner Segler den Anker senkte… Nach dem Tag im Auto, freuen wir uns dann wieder auf unser schwimmendes Zuhause – wo wir alles haben für unser Glück!
Menorca, Sonntag, 13. September 2015
Nach diversen Erledigungen machen wir in Mao wieder Leinen los und fahren hinaus in die Wellen. Es hat Südwind, das heisst wir lassen die Südküste bleiben und machen uns auf den Weg Richtung Nordküste. Bei mir schleicht sich ein kleines bisschen Enttäuschung ein, da sich an der Südküste die hellblauen Postkarten-Buchten befinden und wir diese nun so verpassen. Aber wir haben nichts zu beklagen und finden nordöstlich von Menorca eine Luxusbucht: Gross, für uns allein, ablandiger Wind, Sandgrund, keine Untiefen und mit Mini-Sandstrand! Wir fahren den Anker ein und machen noch eine kleine Entdeckungstour mit dem Gummiboot.
Menorca, Montag, 14. September 2015
Wir erlebten eine wunderbar ruhige Nacht an unserem Luxus-Ankerplatz, nur leichtes ruhiges Schaukeln und plätschern war zu hören und spüren! Der Wind war danach nicht ganz auf unserer Seite – Gegenwind. Sowieso ist es ein bisschen ein Hin- und Her mit dem Wind und den Vorhersagen… Wir kommen dann schlussendlich bis nach Forells, den Ort welchen wir schon mit dem Auto besucht haben und früher von den Piraten besetzt war. Es hatte uns da gut gefallen, so fiel die Entscheidung leicht, nochmals da hin zu gehen – diesmal mit dem Schiff. Es ist ein kleiner Ort mit einer Gasse mit Läden und Restaurants wo am Abend noch Frischwaren-Markt war. Eine Häuserzeile erstreckt sich unter einem Felsenhügel bis zum Ende des Kaps. Wohlverstanden: Neubauten, aber wirklich sehr hübsch gebaut.
Menorca/Mallorca, Dienstag, 15. September 2015
Wir verlassen Forells mal ein bisschen früher als wir sonst unterwegs sind. Richtung Mallorca! Auch wieder ein bisschen ein Hin- und Her mit dem Wind – sollen wir Mallorca dann südlich oder nördlich umrunden? Der Wind dreht von südöstlich auf nordwestlich und dann wieder zurück. Wir können trotzdem eine Strecke segeln und beim letzen Teil passierten wir die gigantischen Steilfelswände von Mallorca unter Motor, was sehr eindrücklich zu sehen war. Unterschlupf für die Nacht, bei gemeldetem starken Südostwind, fanden wir in einer tief eingeschnittenen, naturbelassenen Bucht, die mit hohen Steilwänden umgeben war und wir ganz für uns alleine lagen. Perfekt. Wie immer stürzen wir uns dann alle ins Wasser um alles genau auszukundschaften – den Anker als erstes und dann die Unterwasserwelt und den Strand… Hier gibt es viele von unseren «Fressfischen»! Die sind immer unter dem Schiff und schnappen alles gierig was vom Schiff ins Wasser gelangt. Also wenn ich sage «alles» dann mein ich «alles»!
Auch beim Schwimmen schauen einem zig Augenpaare an und verfolgen einem. Ein bisschen unangenehm ist das schon, man hat immer das Gefühl dass wenn man kurz nicht schaut beissen sie einem ins Po! Aber es sind wunderschöne, silbrig-blaugraue Fische, die es in allen Grössen/Alter, gibt, mit einem schwarzem Punkt zwischen dem Körper und dem Schwanz.
Die Nacht war für mich eher unruhig. Zwischendurch schossen starke Fallböen von dem Felsmassiv hinunter, welche dann intensiv durch die Wanten pfiffen und Mallorcadas Schiff stark zum Schwojen brachte. Aber es ist auch ein tolles Gefühl, mitten in der Nacht nach draussen zu gehen und nachzuschauen ob alles in Ordnung ist, das intensive Gefühl, mitten in der Natur und in deren Elementen, zu sein – und danach ruhig wieder ins warme Bett zu steigen!


Mallorca, Mittwoch/Donnerstag, 16./17. September 2015
Der nächste Stop war in Soller geplant. Es ist fast der einzige sichere Ort zum Übernachten an der Nordküste Mallorcas. Die Strecke dahin ist nicht weit und so brechen wir nicht so früh auf. So wie wir aus der Bucht heraus fahren gibt es viel Wind und Wellen. Unser Kurs ist Hart am Wind und es sind ein paar ruppige Seemeilen, die wir dann so hinter uns gelassen haben. So gegen sechs am Abend können wir dann in die grosse Bucht von Soller, einfahren. Es bläst uns immer noch ein scharfer Wind auf die Nase und der Ankerplatz war schon recht voll. Es forderte noch einen gewissen Aufwand, bis der Ankerplatz perfekt war.
Der Ort heisst genau Port de Soller und liegt an einer grossen, gegen das Meer geschlossenen, blaugrünen Bucht, umschlossen von hohen Bergen. Genau hinter den Bergen liegt Palma de Mallorca und die beiden Städte sind mit einer (soviel wir wissen) antiken Eisenbahn, verbunden. Port de Soller und Soller sind mit eben einer solchen, antiken Strassenbahn verbunden. Wir haben vom Ankerplatz aus das Bähnchen alle halbe Stunde fahren sehen und es hat uns sehr gereizt, mit dieser zu fahren! So war am nächsten Tag der Plan, am Morgen mit der Strassenbahn nach Soller zu fahren und dann am späteren Nachmittag, weiter nach Ibiza zu segeln. Das haben wir dann so gemacht und war ein wunderbares Erlebnis. Soller ist eine herausgeputzte Stadt in der Senke vor dem grossen Bergmassiv und hat ein paar prächtige Bauten. Die Wanderung wieder zurück nach Port de Soller, Haziendas, Citrusgärten und Trockenmauern entlang, war für mich Seelenbalsam und wunderschön.
Danach kommtes ein bisschen anders:
Wir haben an Bord immer noch eine offene Baustelle mit unserem neu eingebauten GPS-Kartenplotter. Dieser ist unter Deck eingebaut und hat eine zusätzlichen Funktion, über das eigene interne Wifi, Verbindung zum IPad aufzubauen. Das hat dann den grossen Vorteil, dass wir den IPad ins Cockpit auf Deck nehmen können, und so Display/den Plotter bedienen können. (Oder sogar im Bett liegen und da bedienen!) Nun hatte aber dies bis anhin nicht funktioniert, die Verbindung brach immer wieder ab. Wir waren mit dem Yachtelektroniker deswegen in Kontakt und haben dann seine E-Mail in Soller bekommen und gelesen, indem er schreibt, er habe einen Techniker in Palma de Mallorca vorinformiert und wir sollen uns mit ihm in Verbindung setzen.
Auf eine Art waren wir froh dass etwas geht, betreffend des Problems und auf die andere Art, ist sowas auch immer mit viel Zeit und Kostenaufwand, verbunden. Wir haben dann am nächsten Tag einen Termin abgemacht und dann selber – bei stundenlangem Aufenthalt im Restaurant WiFi – das neue Update selber heruntergeladen, in der Nacht noch installiert, um das Problem vielleicht doch noch (hoffnungsvoll und mit dem besten Willen!) selber in den Griff zu bekommen. In der Nacht gehts dann doch nicht, am Morgen funktioniert es plötzlich und ich glaube den Störfaktor gefunden zu haben und – nachdem ich den Termin abgesagt habe – funktionierte es wieder nicht mehr. War wohl doch nicht der alte Plotter, der die Störung verursacht hatte… Die Enttäuschung war gross nach den ganzen Bemühungen und meine Stimmung miserabel – ich brauchte selber einen Reset! (Schlafen hilt immer!) Der Termin war abgesagt, der Wind gut, also heben wir den Anker und brechen wieder auf. Morgens um zehn, Freitag, sind wir wieder unterwegs.
Überfahrt Mallorca/Calpe
ca 250 SM Freitag/Samstag/Sonntag 18./19./20. September 2015
Der Wind bläst von hinten und die Wellen schaukeln uns gemütlich vorwärts in Richtung Ibiza und dem Festland. Kurze Lagebesprechung ob wir Ende Mallorca eine Ankerpause machen und dann später durch die Nacht hindurch nach Ibiza segeln, oder gerade durchsegeln bis ans Festland. Der Punkt ist, dass wir nicht mehr so planen wollen, dass wir in der Nacht ankommen. Das ist einfach zu riskant. Der Wind ist gut und so entscheiden wir, weiter zu segeln und Kurs aufs Festland zu nehmen! Mit nur einer Segeleinstellung, das Genua (Vorsegel) ausgebaumt, fahren wir bis am anderen Tag um 14 Uhr durch, und landen in Calpe im Hafen, an. Wir sind oft nicht schnell unterwegs gewesen, teilweise unter 4 Knoten, aber dass hat sich dadurch entschädigt, dass wir nichts zu tun hatten ausser Aussicht halten von anderen Schiffen, die unseren Kurs kreuzen könnten.


Die letzten Tage auf See und vor Anker waren sehr bewegt – bildlich und symbolisch gesprochen. Das Schiff war die ganze Zeit, wie wir vor dem Wind gesegelt sind und auch vorher am Anker wegen hereinströmenden Wellen, in starker Schlingerbewegung. Keine Minute war es möglich, sich in Vertikaler Position zu befinden, ohne sich ständig wieder ausrichten zu müssen wie ein Pendel! Und die Tassen und Teller kurvten hin und her während dem AnrichtenCalpe. Aber wir haben uns daran gewöhnt und das Gefühl, dann so ruhig im Hafen zu liegen, war ganz ungewohnt.
Was auch ganz besonders war, war dass wir hier in Calpe unsere Schwiegermutter, Grossmutter und Mutter treffen werden! Die Kinder waren vor Aufregung ganz aus dem Häuschen! Sie selbst hatte spontan entschieden, eine Freundin nach Spanien zu begleiten und eine Woche in ihrem Ferienhaus zu verbringen. (Doch hatte sie aber in keinem Moment erwartet, uns hier treffen zu können!) Als wir in der Nacht um zwei auf der Höhe Ibiza (da hatte es kurz Empfang) ein SMS schrieben, wir kämen am nächsten Tag an, war die Überraschung perfekt. So kam es dass wir, hier in Calpe, zwei ganz andere Tage erleben konnten, sozusagen einen kleinen Reiseunterbruch hatten. Wir waren im Ferienhaus von Charlotte, mit Pool und Meersicht, einquartiert und wurden nach Strich und Faden verwöhnt, mit gutem Essen und Gastfreundschaft! Danke Charlotta, das war wunderbar!
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